StartseitePolitikTrumps außenpolitische Agenda beschränkt sich auf Selbstdarstellung

Militär

Trumps außenpolitische Agenda beschränkt sich auf Selbstdarstellung

Politik / Lesedauer: 2 min

Die USA haben ihre Rolle als Hüter der internationalen Ordnung aufgegeben. Stattdessen nähert sie sich dem Bild ihrer Kritiker an, frei von moralischen Werten eigene Interessen durchzusetzen. Kommentar von Ines Zöttl.
Veröffentlicht:16.07.2018, 22:12

Artikel teilen:

Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin fällt in schwierige Zeiten. Zwar ist der Kalte Krieg lange vorbei, doch das Verhältnis zwischen beiden Ländern längst nicht spannungsfrei. In Syrien steht man auf verschiedenen Seiten des Bürgerkriegs, wegen der Annexion der Krim haben die USA Sanktionen verhängt und ein Sonderermittler hat russische Geheimdienstler wegen Manipulationen des Präsidentschaftswahlkampfes 2016 angeklagt. Trump aber findet, dass am schlechten Zustand der Beziehungen seine Vorgänger und die eigenen Behörden schuld sind. Ein Willkommensgeschenk für die Russen.

Trump ist von den Amerikanern vor allem aus innenpolitischen Gründen gewählt worden – aber die größten Verwerfungen hat er außenpolitisch ausgelöst. Die Verbündeten behandelt er mit Missachtung oder Ablehnung. 70 Jahre westliche Bündnisse bedeuten dem US-Präsidenten nichts. Zuletzt hat Trump das Verteidigungsbündnis Nato an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Aus Trumps Sicht mag das Verhandlungstaktik gewesen sein. Doch heute würde sich niemand mehr darauf verlassen, dass Amerika zu seiner Beistandspflicht steht.

In den USA hat es immer eine Strömung gegeben, die die Militär- und Wirtschaftsmacht aus den Konflikten in der Welt heraushalten möchte. Trump aber führt diese Tendenz ins Absurde: Er liebt den internationalen Auftritt, auch mit nicht lupenreinen Demokraten wie Putin oder menschenverachtenden Diktatoren. Trumps außenpolitische Agenda aber beschränkt sich auf die eigene Selbstdarstellung. Wenn sich der vermeintliche Durchbruch, wie bei der Denuklearisierung Nordkoreas, wieder verflüchtigt, ist der US-Oberbefehlshaber schon weitergereist. Nicht anders dürfte es im Fall Russlands laufen.

Amerika hat seine Rolle als Hüter der internationalen Ordnung aufgegeben. Stattdessen nähert es sich dem Zerrbild seiner Kritiker an: eine Nation, die frei von moralischen Werten ihre Interessen durchsetzt.