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Marineinfanterie

Trump feuert Stabschef - wieder mal

Washington / Lesedauer: 3 min

Donald Trump tauscht seine wichtigsten Mitarbeiter in einem bisweilen atemberaubenden Tempo aus. Jetzt hat es einen Mann erwischt, auf den die Kritiker des US-Präsidenten lange gesetzt hatten.
Veröffentlicht:09.12.2018, 19:28

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Einst holte ihn Donald Trump als Cheforganisator ins Weiße Haus , um das Chaos zu ordnen. Nun setzt er John Kelly, einem ehemaligen Viersternegeneral der Marineinfanterie, nach nur 18 Monaten im Amt den Stuhl vor die Tür.

„John Kelly wird uns verlassen, wobei ich nicht weiß, ob ich sagen kann, dass er in den Ruhestand tritt“, bestätigte Trump vor Reportern. „Er ist ein toller Typ“, lobte er – wie so oft, wenn er jemanden feuert. Tatsächlich, so berichten es amerikanische Medien, sollen der Präsident und sein Stabschef zuletzt kaum noch miteinander geredet haben. Eisiges Schweigen habe geherrscht zwischen den beiden. Als Nachfolger Kellys wird Nick Ayers gehandelt, der Stabschef des Vizepräsidenten Mike Pence, ein 36 Jahre alter Netzwerker mit guten Kontakten, für den sich Trumps Tochter Ivanka und deren Mann Jared Kushner stark gemacht haben.

Überraschend kommt das alles nicht, zumal es zu Trumps Stil gehört, Personal in einem Tempo auszutauschen, wie man es von kaum einem seiner Vorgänger kannte. Mit Kelly verlässt nun aber ein Mann den Orbit Trumps, mit dessen Namen das alte republikanische Establishment die Hoffnung verband, den Populisten im Weißen Haus irgendwie einhegen, seine nationalistischen Instinkte unter Kontrolle bringen zu können. So spontan der Präsident seine Einfälle via Twitter verbreitete, so diszipliniert sollte Kelly dafür sorgen, dass daraus allenfalls im Ausnahmefall praktische Politik wurde.

Tatsächlich gelang es Kelly zunächst, ein wenig Ordnung in den bis dahin heillos chaotischen Regierungsalltag zu bringen. Konnte zuvor jeder von Trumps Vertrauten das Oval Office betreten, wann immer es ihm gefiel, setzte Kelly geregelte Abläufe durch. Auf sein Drängen wurde der Stratege Steve Bannon in die Wüste geschickt, was Optimisten annehmen ließ, das Kapitel der ärgsten politischen Exzesse sei nun beendet. Mit der Zeit aber, schildert Bob Woodward in seinem Enthüllungsbuch „Fear“, verstärkte sich auch bei Kelly das Gefühl, auf verlorenem Posten zu stehen. Trump ließ sich auch von ihm nicht davon abbringen, schnelle Tweets in die Welt zu setzen. „Er ist ein Idiot“, sagte Kelly hinter vorgehaltener Hand über seinen Vorgesetzten. „Es hat keinen Sinn, ihn von irgendwas zu überzeugen.“

Ob der 68-Jährige mit der permanent stoischen Miene nun dafür die Quittung präsentiert bekam, vermag kein Außenstehender seriös zu beurteilen. Konkret zum Verhängnis, berichtet die „Washington Post“, sei Kelly sein Dauerkonflikt mit „Javanka“ geworden – dem Duo Jared Kushner/Ivanka Trump. Über die beiden hatte er sich einmal beschwert, sie spielten Regierung, ohne die nötige Erfahrung zu haben.