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Seniorenwohnung

Seniorenwohnungen: Die letzte Frist läuft

Bingen / Lesedauer: 3 min

Binger Bürgermeister überlegt, Projekt zu stoppen – Bürger zeigen zu wenig Interesse
Veröffentlicht:07.05.2013, 19:25

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Ein vielversprechendes Projekt ist geplatzt wie eine wunderschöne Seifenblase: Aus der Seniorenwohngemeinschaft auf dem Binger Lammareal wird aller Wahrscheinlichkeit nach nichts. Zu wenig potenzielle Investoren zeigen Interesse, und dadurch ist die Finanzierung des Projekts gescheitert. Noch hat Bürgermeister Jochen Fetzer, der viel Herzblut in das Vorhaben investiert hat, nicht ganz aufgegeben, aber viel Hoffnung bleibt ihm nicht mehr.

Ursprünglich sah das Konzept vor, dass Anleger mit ihrer Geldanlage nicht eine einzelne Wohnung, sondern einen Hausanteil erwerben. Sie bräuchten sich um nichts zu kümmern, hätten keine Mietangelegenheiten am Hals, keine Hausmeisterarbeiten und könnten mit einer Rendite von 2,2 bis zu 3,5 Prozent rechnen. Etwa drei Millionen Euro sollen die geplanten beiden Häuser auf dem Lammareal mit insgesamt 14 Wohnungen kosten. Mindestens zwei Millionen wollte die Firma Haus-Plan aus Engen im Hegau von Anlegern holen. Derzeit könnten gerade mal 438 000 Euro zusammengebracht werden.

Mindestrendite von 2,2 Prozent

Die Gemeinde selbst war bereit, das Grundstück zur Verfügung zu stellen und einen Rettungsschirm aufzustellen, der auf zehn Jahre angelegt ist und dafür sorgen soll, dass die Anleger ihre Mindestrendite von 2,2 Prozent erhalten. Auch wollte die Kommune einen Gemeinschaftsraum in der Wohngemeinschaft anmieten. Als sich dann nach einer deutlich verlängerten Laufzeit abzeichnete, dass die Binger Bürger weiter zögern, fassten Gemeinde und Planer die Gründung einer Genossenschaft zur Finanzierung eines Investitionsanteils mit Geschäftsanteilen ins Auge. Damit hätten auch Kleininvestoren die Möglichkeit, sich mit einem Anteil von 1000 Euro zu beteiligen.

Inzwischen sind weitere Wochen ins Land gegangen, aber es tut sich nichts. Im gestrigen Gespräch mit der SZ rang Bürgermeister Fetzer um die richtigen Worte, um seinen Gemütszustand zu umschreiben und sagte schließlich: „Ich bin schon ernüchtert.“ Er habe gehofft, dass die Binger Bürger erkennen, welche Chancen solch eine Seniorenwohngemeinschaft biete. „Natürlich sind drei Prozent keine Wahnsinnsrendite, aber mindestens 2,2 Prozent sind allein schon durch den Rettungsschirm der Gemeinde garantiert sicher.“ Und das sei doch allemal mehr, als die Banken derzeit an Zinsen für Ersparnisse versprechen.

Chancen nicht erkannt

Fetzer bedauert: „Die älteren Menschen in unserer Gemeinde werden das Scheitern ausbaden müssen.“ Sie müssten aus der Gemeinde wegziehen, wenn sie nicht mehr alleine in ihrem Haus leben können. Fetzer versteht auch nicht, warum die Binger dieses Angebot nicht als gute Geldanlage erkennen. Es geben zukünftig doch immer mehr alte Menschen, die diese Wohnungen belegen könnten. Die Chancen, dass dies eine gute Geldanlage auf lange Sicht sei, stünden doch sehr gut. Andere Häuser, die die Firma Hauplan betreibe, würden dies belegen. Fetzer ist sich sicher, dass es nicht am Geld liegen könne. Er sehe in Bingen Potenzial für zwei solcher Anlagen.

Bis zur Sommerpause will der Bürgermeister seinen Bürgern noch eine letzte Frist geben. Wenn bis dahin keine Signale mehr kommen, will er die Reißleine ziehen und dem Gemeinderat vorschlagen, das Projekt zu stoppen. „Lieber ein Ende mit Schrecken als umgekehrt“, sagte er. Wenn die Hälfte der Gesamtkosten beisammen wären, dann würde es sich lohnen, noch zu warten. So aber mache es keinen Sinn, das Ganze weiter hinauszuzögern. Rund 15 000 Euro an Planungskosten wären damit in den Sand gesetzt. Etwa 300000 Euro Abrisskosten kämen noch dazu. Aber die müsste man ja auf die nächste Bebauung anrechnen. Auf die Frage, ob es andere Pläne für das Lammareal gäbe, sagte der Bürgermeister kurz und knapp: „Nee.“