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Steuerbelastung

Steuerbelastung der Einkommen ist so hoch wie nie

Berlin / Lesedauer: 3 min

Von jedem erwirtschafteten Euro bleiben Bürgern lediglich 45,7 Cent
Veröffentlicht:16.07.2018, 20:49

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Der Bund der Steuerzahler (BdSt) schlägt Alarm: Nie war die Belastung der Einkommen so hoch wie in diesem Jahr. Von jedem erwirtschafteten Euro bleiben den Bürgern nur 45,7 Cent, 54,3 Cent gehen an Fiskus und Sozialversicherung. Das geht aus Berechnungen hervor, die der BdSt in Berlin präsentierte.

Was ist der Steuerzahlergedenktag ?

Umgerechnet aufs Kalenderjahr arbeiten die Beschäftigten bis zum 18. Juli um 4.40 Uhr für den Staat. Die Zeitspanne, in der die Bürger praktisch alle erwirtschafteten Einkünfte abführen müssen, war noch nie so groß wie in diesem Jahr, beklagt BdSt-Präsident Reiner Holznagel . Im Jahr 1960 lag der Steuerzahlergedenktag noch beim 27. Mai, im Jahr der Wiedervereinigung 1990 der 24. Juni. Im gleichen Zeitraum sind aber auch die Leistungen des Staates gewachsen – von den Kita-Beiträgen bis zur Pflege. Die Digitalisierung verlangt enorme Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Auch für die Sicherung der Renten werden Milliarden gebraucht.

Wie erklärt sich die höhere Quote?

Als Ursache der höheren Belastungsquote hat der Verband „heimliche Steuererhöhungen“ ausgemacht. Rund die Hälfte sind Effekte der „Kalten Progression“, also der Steuermehrbelastung, die entsteht, wenn Einkommensteuersätze nicht an die Inflation angepasst werden. Mit dem Familienentlastungsgesetz geht die Regierung bereits gegen das Problem vor. So soll der steuerliche Kinderfreibetrag angepasst und der Grundfreibetrag angehoben werden. Insgesamt betragen die Entlastungen 9,8 Milliarden Euro, davon 2,2 Milliarden, um die Effekte der Kalten Progression zu mildern. Doch für den Bund der Steuerzahler ist das immer noch zu wenig. Das Familienentlastungsgesetz sei „weit hinter den Versprechungen im Wahlkampf zurückgeblieben“, monierte BdSt-Präsident Holznagel.

Was heißt das für Durchschnittsverdiener?

Der Steuerzahlerbund legt für seine Berechnungen die durchschnittliche Steuerbelastung im Jahr 2010 zugrunde und kommt auf eine Zunahme um 2,3 Prozentpunkte. Das seien 1000 Euro im Jahr mehr für einen ledigen Durchschnittsverdiener. Zwei Rechenbeispiele verdeutlicht der „Belastungs-Check 2018“ des Bundes der Steuerzahler. Eine Krefelder Alleinerziehende mit einem Kind und einem Bruttoeinkommen von 2346 Euro im Monat kommt auf 1826,39 Euro netto, abzüglich von Verbrauchs-, Mehrwert- und kommunaler Steuern bleiben ihr nur noch 1476,35 Euro. Ein Single-Mieter in Düsseldorf mit einem Bruttogehalt von 5851 Euro erhält 3214,47 Euro netto, abzüglich aller Zusatzsteuern bleiben ihm 2587 Euro.

Was ist mit dem Baukindergeld?

12 000 Euro pro Kind über zehn Jahre: BdSt-Präsident Holznagel kritisiert den Familienzuschuss als „Prinzip linke Tasche, rechte Tasche“. Beim Wohnen sei der Staat „Kostentreiber Nummer 1“, weil Steuern und Abgaben das Wohnen immer teurer machten. So sei das Aufkommen der Grunderwerbssteuer seit 2010 von 5,3 auf 13,8 Milliarden Euro gestiegen (plus 163 Prozent).

Wie stehen deutsche Steuerzahler im internationalen Vergleich da?

Im Vergleich der 35 OECD-Staaten haben deutsche Singlehaushalte die zweitgrößte Belastung zu tragen: 49,7 Prozent. Nur in Belgien waren die Steuern und Abgaben 2017 noch höher (53,7 Prozent).