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Medikament

Spahn macht es sich zu leicht

Politik / Lesedauer: 2 min

Vom Tisch ist das geplante Verbot des Online-Handels mit rezeptpflichtigen Arzneien. Stattdessen will der CDU-Politiker deutsche Apotheken fördern. Doch das kostet viel Geld, kommentiert Hajo Zenker.
Veröffentlicht:11.12.2018, 21:14

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Rezeptpflichtige Medikamente sollen auch in Zukunft per Post aus dem EU-Ausland kommen können, etwa aus Holland. So will das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Und das leuchtet ja auch ein. Denn wenn es nun endlich auch in Deutschland mit Videosprechstunden vorangehen soll, gehört das Bestellen der nötigen Arznei im Internet logischerweise dazu. Ohne den anachronistischen Umweg, das elektronisch erstellte Rezept des Online-Arztes schließlich höchstselbst in eine Apotheke vor Ort tragen zu müssen.

Damit diese Entwicklung aber nicht dazu führt, dass massenweise Apotheken in Deutschland in die Pleite rutschen, will Spahn den Marktanteil begrenzen: Mehr als fünf Prozent für ausländische Versender sollen nicht erlaubt sein. Zudem werden die Rabatte gedeckelt, höchstens 2,50 Euro pro Medikament dürfen sie billiger sein als die deutschen Pharmazeuten.

Damit aber verabschiedet sich Spahn vom Koalitionsvertrag. Denn dort war nicht von Begrenzung, sondern vom Verbot des Versandhandels die Rede – verankert auf Druck seiner eigenen Unionsfraktion. Um angesichts des Widerstands aus seiner Partei und natürlich auch der Lobbymacht der Apotheker mit seinem Abrücken vom Verbot durchzukommen, macht Spahn das, was die Regierung generell in diesen wirtschaftlich so guten Zeiten so gern tut – nämlich Geld verteilen. 375 Millionen Euro sollen die deutschen Apotheker zusätzlich bekommen. Wie so viele Spahn-Vorhaben bezahlt von den gesetzlich Krankenversicherten.

Nun ist es gut und richtig, die Versorgung im ländlichen Raum durch mehr Geld für Nacht- und Notdienste absichern zu helfen und etwa auch das Führen eines Medikationsplanes zu honorieren. Das hätte man aber auch billiger haben können. Etwa indem man umverteilt, das Vergütungssystem so verändert, dass weniger Geld bei den großen und mehr bei den kleinen Apotheken landet. Aber angesichts der Fülle von Vorhaben, an denen der Gesundheitsminister gerade schraubt, erschien ihm dieser Weg wohl als zu mühsam.