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Schulschwänzer am Flughafen ertappt: „Polizeiaktion war notwendig und maßvoll“

Berlin / Lesedauer: 2 min

Lehrerverbandspräsident Meidinger zur Suche nach Schulschwänzern am Flughafen München durch Polizisten
Veröffentlicht:22.05.2018, 20:41

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Die Schulen sind bei Urlaubs-Schwänzern meist machtlos. Das sagte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, im Interview mit der " Schwäbischen Zeitung ".

Heinz-Peter Meidinger

Herr Meidinger, in Bayern hat die Polizei vor Pfingsten an Flughäfen Schulschwänzer erwischt, die mit ihren Familien frühzeitig in den Urlaub fliegen wollten. Sollte diese Maßnahme Schule machen?

Nach allem, was wir wissen, haben falsche Krankmeldungen vor und nach den Ferien in den letzten Jahren zugenommen. Teilweise verdoppeln sich an manchen Schulen in diesem Zeitraum die Krankmeldequoten der Schülerinnen und Schüler. Die Vermutung drängt sich auf, dass Pauschalreisen der Grund sind, weil diese häufig außerhalb der regulären Ferienzeiten deutlich günstiger sind.

Daher war diese Polizeiaktion in Bayern ein notwendiger Schuss vor den Bug der Eltern. Ein sinnvolles Warnsignal, dass die Missachtung der gesetzlichen Schulpflicht nicht hingenommen werden kann. Das Vorgehen der Polizei war auch maßvoll. Die Personalien wurden aufgenommen, Bußgelder verhängt, aber die Familien wurden nicht aus den Fliegern geholt.

Müssen nicht die Schulen selbst für die Einhaltung der Schulpflicht sorgen und nicht die Polizei?

Die Schulen sind da meist machtlos. Ich bin selber Schulleiter. Manche Eltern fragen vorher an. Es kann ja auch Gründe für einen zusätzlichen freien Tag der Kinder geben, der runde Geburtstag eines Urgroßvaters in der Osttürkei zum Beispiel. In wirklich begründeten Fällen darf es auch mal eine Ausnahme geben. Aber in der Regel müssen solche Anfragen nach einem früheren Ferienbeginn natürlich abgelehnt werden. Eltern, die sich damit nicht abfinden, melden ihre gesunden Kinder krank, teilweise sogar mit ärztlichen Attesten.

Ich kenne einen Fall, da war die Großmutter beauftragt worden, die Entschuldigung zur Schule zu bringen, hat es aber vergessen. Nachbarn berichteten uns dann, die Familie sei am Vortag mit Sack und Pack zum Flughafen gereist. Das war ein Zufallstreffer. Das Verhalten dieser Eltern ist ethisch höchst bedenklich. Sie bringen ihren Kindern bei, dass man tricksen und sich über Regeln hinwegsetzen dürfe.

Erhoffen Sie sich einen Weckruf durch die Polizeiaktion in Bayern?

Zumindest werden jetzt bei einigen Tausend Eltern die Alarmglocken schrillen und sie vielleicht dazu veranlassen, ihre Ferien regulär zu beginnen und zu beenden. Natürlich würden wir uns wünschen, diese Eltern hätten von sich aus ein Einsehen, aber das ist zu oft eben nicht der Fall. Das Argument, vor den Ferien geschehe ohnehin nichts mehr in den Schulen, ist grundverkehrt. Vor Pfingsten werden bis zum letzten Tag Noten gemacht und Prüfungen geschrieben. Und vor den Sommerferien gibt es Projekttage und Gemeinschaftsveranstaltungen, die für die soziale Kompetenz ganz wichtig sind.