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Gipfeltreffen

Russland-Kenner: „Trump arbeitet ausschließlich auf eigene Rechnung“

Moskau / Lesedauer: 2 min

Der Politik- und Islamwissenschaftler sieht im US-Präsidenten sowohl den Politiker als auch den Geschäftsmann. Als Gesprächsthemen sieht er vor allem Syrien und den Mittleren Osten.
Veröffentlicht:15.07.2018, 19:46

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Klaus-Helge Donath sprach über das Gipfeltreffen mit Alexei Malaschenko (Foto: oh), Politik- und Islamwissenschaftler sowie Leiter der Forschungsabteilung des Instituts „Dialog der Zivilisationen“ in Berlin.

Was bedeutet das Treffen mit Putin für Donald Trump ?

Das ist nicht mehr die Geopolitik, an die wir gewöhnt sind. Wir erwarten herausragende Ereignisse. Für Trump ist das eher außenpolitische Routine. Mal trifft er Kim, mal Putin. Der US-Präsident ist immer beides, Geschäftsmann und Politiker. Er läuft über den Markt und schaut, was die Russen, die Koreaner und Europäer feilbieten. So als fahre er mal seine Besitzungen ab. Trump arbeitet ausschließlich auf eigene Rechnung.

Stellt Russland Trumps Gipfel-Initiative als Schwäche dar?

Putin will sich als Vertreter einer Weltmacht dem heimischen Publikum zeigen. Russland schwankt aber. Soll es sich jetzt mehr auf die USA einlassen oder doch lieber Europa zuwenden? Das ändert sich scheinbar mit Gemütslage und Stimmung des US-Präsidenten. Das zeigt jedoch, dass der Kreml kein geopolitisches Konzept verfolgt.

Worüber können beide sprechen?

Zunächst über Syrien und den Mittleren Osten. Putin kommt es gelegen, den Antiterror-Kampf noch einmal aufzugreifen. Trump könnte durchblicken lassen, dass er weder etwas gegen russische Präsenz in Syrien einzuwenden hat noch im Moment Baschar Assads Ende fordert. Er sieht in Syrien keine vitalen US-Interessen. Seine Haltung ist klar: Soll sich doch Russland damit beschäftigen. Wenn sich die USA zurückziehen, droht Moskau aber immer tiefer im Morast zu versinken. Das ist gefährlich, denn auch mit der Türkei und Iran sind die Beziehungen nicht gerade unproblematisch. Trump macht sich das einfach: Moskau soll mit den Verbündeten Iran und Türkei die offenen Fragen entscheiden.

Welche Rolle spielt der Streit zwischen Trump und der Nato?

Ob Trump die Drohung ernst meint, US-Truppen aus Deutschland nach Polen zu verlegen, wird der Nato-Gipfel zeigen. Wenn zwischen den Präsidenten alles glatt läuft, könnte das Treffen auf die Europäer am Ende jedoch noch größere Wirkung entfalten. Als Druckmittel sozusagen. An die Europäer gerichtet könnte Moskau vorgeben: Ihr sprecht von russischer Aggression, Trump sieht das jedoch anders. Dieser Druck kann aus verschiedenen Richtungen kommen und unterschiedliche Ziele verfolgen.