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Kanzlerkandidatur

Problematische Kanzlerkandidaten

Politik / Lesedauer: 2 min

Die Union, so kommentiert Guido Bohsem, hat zwei Bewerber für die Kanzlerkandidatur, die kritisch zu sehen sind. Über die Frage, wer das Rennen macht, könnte sie zudem an Geschlossenheit verlieren.
Veröffentlicht:14.04.2021, 22:04

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Vor vier Monaten wäre das Rennen um die Kanzlerkandidatur ganz anders entschieden worden. Klare Sache, Jens Spahn hätte die Union in den Wahlkampf geführt. Schließlich war er Umfragen-Champion und die Menschen hatten den Eindruck, bei ihm in guten Händen zu sein. Schon ein paar Wochen später fragte sich das Volk auf einmal, ob dieser Mann überhaupt Gesundheitsminister sein kann. Rücktrittsforderungen wurden laut.

Es scheint deshalb reichlich unterkomplex, CSU-Chef Markus Söder für den besseren Bewerber zu halten, nur weil er gerade jedermanns Darling zu sein scheint. Die Frage muss lauten: Wird er es auch noch am Wahltag sein? Keiner weiß es, aber ein paar Vermutungen sind möglich. Angenommen, Söder wird Kandidat, Corona verliert durch das warme Wetter und die Impfungen weiter seinen Schrecken. Söder verlöre seine Paraderolle als Warner aus dem „Team Vorsicht“. Das Licht der Öffentlichkeit würde sich dann ebenso so brutal auf den Franken richten wie jetzt auf Laschet. Es ginge dann um Charakterfragen, und da wissen viele Parteifreunde, Gegner und Journalisten sehr genau, dass Söder vor allem Söder im Sinn hat.

Das heißt noch lange nicht, dass Laschet der bessere Kandidat wäre. Denn ob es dem Rheinländer gelingen wird, das Image des wankelmütigen Pechvogels abzuschütteln, scheint zumindest im Augenblick fraglich. Selbst wohlmeinenden Zeitgenossen irrlichtert er ein bisschen zu heftig. Die Union hat, anders als von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dargestellt, nicht „zwei herausragende Optionen“ zur Auswahl, sondern eben zwei sehr problematische. Niemand sollte zudem glauben, dass die Union nach einer wie auch immer gearteten Entscheidung zur Geschlossenheit zurückfindet. Sehr viel wahrscheinlicher dürfte die nun offen geführte Auseinandersetzung zu einem kalten Dauerzwist reifen. Davon könnte der politische Hauptgegner profitieren, die Grünen. Denn die sonst so notorischen Streithansel machen in diesen Tagen beispielhaft vor, was Geschlossenheit wirklich bedeutet.