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Hochachtung

Neue Friedensnobelpreisträgerin: Dem Terror getrotzt

Politik / Lesedauer: 2 min

Nadia Murad hat sich nicht zum Opfer machen lassen, trotz der Misshandlung durch selbst ernannte Gotteskrieger. Dafür erhält sie zurecht den Friedensnobelpreis, kommentiert Katja Korf.
Veröffentlicht:05.10.2018, 14:20

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Dieser Friedensnobelpreis belohnt mit Nadia Murad eine Frau, vor der man nicht genug Hochachtung haben kann. Misshandelt, erniedrigt von Peinigern des „Islamischen Staates“, die eine Religion pervertieren, um unmenschliche Exzesse zu rechtfertigen. Noch im Irak, in Reichweite der selbst ernannten Gotteskrieger, war für Nadia Murad klar: Sie will reden. Sie lässt sich nicht zum Opfer machen, nicht zum Schweigen bringen. Durch ihr Engagement hat sie anderen Jesidinnen Mut gemacht, öffentlich über ihre Erlebnisse zu sprechen. Die Grausamkeit der Islamisten und deren Verbrechen im Nordirak wurden dadurch weltweit bekannt.

Ein kleines Stück des Preises gehört dem Mut und der Menschlichkeit Baden-Württembergs. 2014 haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und seine grün-rote Regierung 1000 Frauen Zuflucht gewährt. Zwar fiel diese Entscheidung, als die Flüchtlingsfrage noch nicht so emotional diskutiert wurde. Dennoch: 90 Millionen Euro vorzusehen für Therapie, Unterbringung und Begleitung, dass muss man erst mal tun – als erstes Bundesland.

Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad (l) neben Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Christoph Schmidt/Archiv

1000 dieser Menschen zu helfen, das ist nicht nur ein Zeichen der Menschlichkeit. Es heißt auch: 1000 Frauen auszuwählen, Schicksale gegeneinander abzuwägen. Es zeigt. Wir können nicht alle retten. Aber wir versuchen zu tun, was in unserer Macht steht.

68,5 Millionen Menschen fliehen weltweit vor Krieg, Folter und Verfolgung. Viele sind auf der Flucht, weil sie kaum das Nötigste zum Überleben haben. Man kann sich abwenden, nach geschlossenen Grenzen rufen und das Leid weit weg halten. Oder man kann so tun, als wäre Europa in der Lage, allen zu helfen. Die Wahrheit ist schwieriger. Integration von Flüchtlingen braucht Kraft, Fluchtursachen zu bekämpfen dauert und kostet Geld.

Die Welt ist kompliziert, viele Wahrheiten schmerzen. Nadia Murad hat sich ihre Menschlichkeit nicht nehmen lassen durch die unmenschliche Behandlung. Ihre Haltung ist ein „Trotzdem“. Trotzdem menschlich bleiben und nicht verzweifeln im Angesicht der Probleme. Davon können wir lernen.