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Verteidigungszwecke

Merkel ist für Trump nur Nebendarstellerin

Washington / Lesedauer: 2 min

Kanzlerin und US-Präsident demonstrieren Harmonie – doch die Beziehung ist frostig
Veröffentlicht:27.04.2018, 21:27

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Es ist eine alles in allem herzliche Pressekonferenz, die Donald Trump und Angela Merkel am Freitag abhalten. Klar, der Präsident erinnert daran, dass die Europäer endlich zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungszwecke ausgeben müssen – doch Merkel versichert ihm im Gegenzug, dass sich Deutschland zu höhreren Wehrausgaben verpflichtet. Dann lobt Trump Merkel dafür, dass auch sie „maximalen Druck“ auf Nordkorea ausübe, um das Regime in Pjöngjang im Streit um Atomwaffen zum Einlenken zu zwingen. Sie revanchiert sich, indem sie von Trumps Stärke spricht, die neue Perspektiven auf der Koreanischen Halbinsel eröffne. „Der Präsident wird entscheiden“, antwortet sie ausweichend auf die Frage, ob die EU auch ab 1. Mai von US-Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte ausgenommen wird.

Es ist für Merkel alles in allem nur ein kurzer Arbeitsbesuch bei Trump, das Minimum dessen, was der Präsident anzubieten hat. Mit dem Japaner Shinzo Abe spielte er neulich in Florida Golf, mit Emmanuel Macron stellte er drei Tage lang persönliche Nähe zur Schau. Merkel ist am Donnerstagabend gelandet, am Freitagabend fliegt sie schon wieder zurück.

Selbstverständlich bleibt Deutschland ein wichtiger Partner der USA. Dass deutsche Unternehmen hunderttausende Jobs in den USA geschaffen haben, wissen auch Trumps Republikaner, zumal sich vieles davon in republikanisch regierten Bundesstaaten abspielt. BMW, nicht Ford oder General Motors, ist mit seinem Werk in Spartanburg, South Carolina, dem Wert nach größter Autoexporteur des Landes. Das dürfte Merkel am Freitag erneut zur Sprache gebracht haben. Es ist eine Verteidigungslinie gegen die Handelshardliner im Weißen Haus, führt es doch vor Augen, wie kompliziert das mit den Zollschranken in einer vielfach verflochtenen Weltwirtschaft mit grenzübergreifenden Lieferantenketten sein kann.

Nur ändert das nichts daran, dass die Kanzlerin in der Arena amerikanischer Politik bestenfalls als Nebendarstellerin wahrgenommen wird, wenn überhaupt.

Berlin, doziert Constanze Stelzenmüller, Politikwissenschaftlerin an der Denkfabrik Brookings Institution, sei für das US-Kabinett ein Objekt besonderer Feindseligkeit. Die Ethno-Nationalisten hassten die Großzügigkeit gegenüber syrischen Flüchtlingen, die Protektionisten die Handelsüberschüsse, die Sicherheitsfalken die Zuschauerrolle beim Raketenschlag gegen Syrien, während sich die Russland-Skeptiker über die geplante Ostsee-Pipeline Northstream II erregten. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen, konstatiert Stelzenmüller ganz ohne Schnörkel, seien auf einem Nachkriegstiefpunkt angelangt.