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Müller: „Wir haben Afrika arm gemacht“

Politik / Lesedauer: 2 min

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) wirbt für „Marshallplan für Afrika“
Veröffentlicht:20.03.2017, 20:47

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Sollten sich die Haushaltspläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump durchsetzen, wird dies nach Einschätzung des deutschen Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller (CSU), für die UN-Hilfswerke Unicef und UNHCR dramatische Folgen haben. Trump will die Zahlungen der USA für die UN-Hilfsorganisationen um 30 Prozent kürzen.

Die USA, die EU sowie Deutschland, Großbritannien, Japan und Frankreich finanzierten die humanitären Einsätze der UN zu 90 Prozent, sagte Müller. Die Töpfe seien aber jetzt schon leer. Das werde nicht nur wieder dramatische Bilder in die Wohnzimmer bringen, sondern auch Millionen in Afrika Richtung Europa in Bewegung setzen, warnte der CSU-Politiker am Montag im Münchener Presseclub.

Um jedem Menschen auf der Welt das Überleben zu sichern, müssten nach Angaben Müllers 20 Milliarden Euro aufgebracht werden. Das sei keine astronomisch hohe Summe. Allein der derzeitige US-Verteidigungstetat liege bei 550 Milliarden Dollar: „Eine Welt ohne Hunger ist möglich.“

Müller warb in München für den von ihm entwickelten „Marshallplan für Afrika“ und für „Reformpartnerschaften“ mit afrikanischen Ländern, die aber auch ihrerseits nach dem Motto „fördern und fordern“ etwas leisten müssten. Für die Entwicklung der armen Regionen der Welt gebe es kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem. So würden fairer Handel, Preise und Standards die größten Wirkungen zeigen.

„Afrika ist nicht arm, sondern wir haben Afrika arm gemacht“, so Müller. Der Minister setzte sich für Direktverträge der Erzeuger mit den Weiterverarbeitern oder Vermarktern in Europa unter Umgehung der Rohstoffbörsen ein, bei denen ein großer Teil der Wertschöpfung hängen bleibe. In dieser Richtung habe sich schon einiges getan: „In zehn Jahren ist ,fair’ so weit wie heute bio“, zeigte sich Müller überzeugt.

Zur wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas gebe es für Europa keine Alternative. 20 Prozent der Menschen in den Industrieländern verbrauchten derzeit 80 Prozent der Ressourcen, die zum erheblichen Teil aus Afrika kämen. Wenn sich dies nicht ändere, setze eine „neue Völkerwanderung“ ein. Das Programm Müllers klingt wie das Gegenteil der Vorstellungen von Trump: Die afrikanischen Länder sollten ohne Zölle und sonstige Handelsbarrieren Zugang zum europäischen Markt erhalten.