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Lufthansa konkretisiert Offerte

Politik / Lesedauer: 3 min

Air-Berlin-Touristiksparte Niki gilt als „Filetstück“ – Gläubigerausschuss hat erstmals getagt
Veröffentlicht:23.08.2017, 21:15

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Eigentlich sollte es jetzt ganz schnell gehen. „Tempo, Tempo, Tempo“, hatte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) verlangt. Auch wenn die Gespräche hinter den Kulissen bereits weit fortgeschritten sein sollen: Am Mittwoch, beim offiziellen Start des Ringens um die Zerschlagung von Air Berlin, gab es keine Vorentscheidung. Hinter verschlossenen Türen kam der Gläubigerausschuss zu seiner ersten Sitzung zusammen. In dem Gremium soll letztlich die Entscheidung über eine Veräußerung von Slots und Maschinen fallen.

Mit am Verhandlungstisch ist für die Kreditgeber die Commerzbank, die Bundesagentur für Arbeit, die den Mitarbeitern der Fluglinie drei Monate Insolvenzgeld zahlt, und auch ein Vertreter der Lufthansa-Tochter Eurowings, die 38 Jets jeweils mit Crew von Air Berlin gemietet hat. Doch der sollte keine Einsicht in die Details der Bieter-Angebote erhalten.

Hoher Preis im Gespräch

Zunächst ging es am Mittwoch um Formales: Um grünes Licht für die Fortsetzung des Flugbetriebes, um den Zeitplan für die nächsten Schritte. Wer einen Durchbruch erwartet hatte, sah sich getäuscht. Aber Lufthansa konkretisierte die eigene Offerte. Man biete für die Air-Berlin-Touristiksparte Niki und weitere Teile der Gesellschaft, nicht aber für das gesamte Unternehmen, heißt es in Kreisen von Lufthansa.

Die österreichische Fluglinie, gegründet von Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda und schließlich an Air Berlin veräußert, ist wegen seiner Start- und Landerechte in Berlin und Düsseldorf für die Kranich-Airline besonders interessant. Angeblich ist die Lufthansa dafür auch bereit, einen entsprechend hohen Preis zu zahlen. Nach Medienberichten soll der Konzern die Übernahme von 90 der 140 Air-Berlin-Maschinen planen. Niki gilt auch wegen seiner niedrigen Kosten und modernen Jets als „Filetstück“ von Air Berlin.

Offiziell hält sich die Bundesregierung aus dem Poker heraus, sitzt nicht mit im Gläubigerausschuss. Geht es nach Verkehrs- und Wirtschaftsministerium, soll Lufthansa den größten Teil von Air Berlin übernehmen können. „Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr“, hatte sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) weit aus dem Fenster gelehnt. Eine Äußerung, mit der nicht jeder in der Bundesregierung uneingeschränkt glücklich ist. Tatsächlich aber hat auch das Wirtschaftsministerium eine klare Präferenz für Lufthansa.

Der Zeitdruck für die Verhandlungen ist immens: Einerseits, weil Air Berlin trotz 150-Millionen-Euro-Kredit des Bundes das Geld auszugehen droht. Das insolvente Unternehmen soll keinen Zugriff mehr auf die Umsätze für Vorausbuchungen haben. Zudem würden Lieferanten und Flughäfen inzwischen Vorkasse verlangen, heißt es. Andererseits sind noch rechtliche Hürden zu überwinden. Dazu gehört unter anderem, dass Lufthansa bei einer Übernahme nachweisen müsste, den Marktpreis gezahlt zu haben. Interessenten, die das Verfahren stören wollten, könnten den Deal durchkreuzen, indem sie einen höheren Preis bieten. Nicht zu unterschätzen sind auch kartellrechtliche Probleme.

Die Bundesregierung hat klargestellt, dass eine Übernahme von Air Berlin als Ganzes nicht in Frage kommt. Der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der die Fluggesellschaft vollständig erhalten will, kann sich deshalb kaum Hoffnungen machen, zum Zuge zu kommen (siehe nebenstehenden Text). Als weitere Interessenten für Teile der Jets und Start- und Landerechte von Air Berlin gelten Easyjet und die Thomas-Cook-Tochter Condor. Wer zum Zuge kommt und in welchem Umfang – viel Zeit bleibt nicht mehr für die Entscheidung.