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Trossingen

Eine Sängerin gerät zwischen die Fronten

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Jasmin Wagner weckt Erinnerungen an Musik und Leben der legendären Alexandra
Veröffentlicht:09.05.2013, 14:40

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„Alexandra“, die Musical-Revue von Michael Kunze , hat am Mittwochabend im Dr. Ernst-Hohner-Konzerthaus vom „Glück und Verhängnis eines Stars“ erzählt. Die damit verbundene Rückbesinnung weckte bei den zahlreichen Zuhörern die unterschiedlichsten Erinnerungen. Die Rolle der 1969 bei einem Verkehrsunfall verstorbenen Sängerin füllte Jasmin Wagner mit Leben.

„Normalerweise“ beginnt das Stück anders, doch Andreas Krämer, der für vier Rollen verantwortlich ist, sei im Krankenhaus erfuhr das Publikum. Nur weil Alexander Hetterle sich bereit erklärte, kurzfristig unter enormem Aufwand Texte zu lernen und auch diese Aufgaben zu übernehmen, könne man in Trossingen überhaupt spielen. Man bitte daher um liebevolle Nachsicht, wenn vielleicht nicht alles so gut klappt wie gewohnt. Diese Sorge war unbegründet, die gesamte Revue ging flüssig und ohne Blessuren über die Bühne.

„Mein Name ist Alexandra!“ Das war nicht immer so. Ihr „richtiger“ Name war Doris Nefedov, ihr Mädchenname war Treitz. Schon früh wußte die 1942 im Memelland geborene und in Kiel aufgewachsene Sängerin, dass sie auf die Bühne will. Sie wollte mit ihren Liedern „etwas zu sagen haben“. Von der Schule wollte sie zum Leidwesen der Mutter Wally Treitz (Susanne Häusler) nichts mehr wissen.

In zwei Akten begleitet das Musical den künstlerischen Lebensweg, die kurze Ehe mit Nikolai Nefedov, den Beginn ihrer Karriere, die Entwicklung von der schüchternen jungen Frau zur selbstbewussten Sängerin, die ihren Willen durchzusetzen versucht und dabei immer mehr zwischen die Fronten der vor allem am Umsatz interessierten Manager und Produzenten oder enttäuschenden Liebschaften gerät und schließlich auch in den Strudel politischer Interessen verwickelt wird. Der Zusammenbruch musste kommen, trotzdem will sie sofort zurück auf die Bühne, will singen, überall nur singen und ihre Botschaft verkünden.

Für den Sohn Sascha bleibt viel zu wenig Zeit. Jasmin Wagner fand nicht nur durch ihre schauspielerische Leistung, sondern auch mit den immer noch bekannten Liedern von Alexandra den Zugang zum Publikum. Einfühlsam, aber mit ihrem eigenen Ausdruck leuchteten die „Schwarzen Augen“, erklang die „Schwarze Balalaika“. Die Erinnerung an den „Zigeunerjungen“ fand auch im Publikum Anklang. Immer wieder wurde vereinzelt mitgesungen. „Mein Freund der Baum“ war ebenso präsent wie der „Maskenball“, dabei dauert „der Walzer des Sommers“ nur „einen Sommer lang“.

Besteht das Leben nur aus „Illusionen“? Wie frei ist man in seinen Entscheidungen, wie schnell wird man zum Spielball anderer Interessen. Anstatt sich auf Sylt zu erholen, passierte jener folgenschwere Unfall, der immer noch zu endlosen Spekulationen Anlass gibt. Mit dem „Traum vom Fliegen“ endete die zweieinhalbstündige Hommage an Alexandra. Die bedrückenden Stimmung verschwand unter dem Applaus des Publikums.