StartseitePolitikKlimaforscher Latif: „Der Verbrennungsmotor hat keine Zukunft“

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Klimaforscher Latif: „Der Verbrennungsmotor hat keine Zukunft“

Kiel / Lesedauer: 2 min

Der Weltklimarat IPCC warnt mit drastischen Worten vor einer Klimakatastrophe. Aber was kann die Politik tun, um das zu verhindern? Ein Interview mit Klimaforscher Mojib Latif.
Veröffentlicht:08.10.2018, 19:58

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Was muss passieren, damit die Welt einer Klimakatastrophe entgeht? Andreas Herholz hat darüber mit Mojib Latif gesprochen, Klimaforscher am Geomar Helmholtz-Zentrum in Kiel.

Herr Latif, der Weltklimarat IPCC rechnet mit drastischen Folgen für den Planeten, sollte die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzt werden. Was sollten wir jetzt tun?

Dass die Erderwärmung schnell voranschreitet, war zu erwarten. Bereits jetzt haben wir eine Erwärmung von einem Grad, die sich auf Korallenriffe und das arktische Meereis auswirkt. 1,5 Grad sind nicht wenig. Bei der Formulierung des Ziels zur UN-Klimakonferenz 2015 in Paris wusste man eigentlich auch schon, dass das nicht mehr zu schaffen ist.

Deswegen einigte man sich auf den Passus „deutlich unter 2 Grad“ beziehungsweise, wenn möglich, 1,5 Grad. Selbst eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2 Grad ist schon ambitioniert. Dafür müssten wir ungefähr bis zur Mitte des Jahrhunderts kohlenstoffneutral werden. Es dürften also weltweit nur noch so viele Treibhausgase ausgestoßen werden, wie auch von den Senken aufgenommen werden. Danach brauchen wir negative Emissionen. Wir müssten also mehr Gase aus der Atmosphäre herausholen, als wir hineingeben.


Beim Thema Klima ist Klimaforscher Mojib Latif - wie hier 2013 in Hamburg - in seinem Element.

Aber ist das nicht illusorisch?

Nicht unbedingt. Technologiewandel kann durchaus schnell gehen. Der Übergang vom Pferdewagen zum Automobilwagen erfolgte in einem Jahrzehnt. Oder sehen Sie, wie rasend schnell der Wandel vom Festnetz auf Mobilfunk geht: In Norwegen gibt es fast kein Festnetztelefon mehr.

Bei den erneuerbaren Energien haben wir auch einen enorm schnellen Fortschritt: Es gibt global mehr Investitionen in diesem Bereich als in die konventionellen Energien. Auch alternative Antriebe sind verfügbar. Das Problem ist, dass sie kaum angewandt werden. Die Politik ist daher gefordert, die Dynamik so weit zu beschleunigen, dass der Wandel innerhalb weniger Jahrzehnte kommt. Klima ist etwas Langfristiges, die Politik denkt und handelt aber meist eher kurzfristig. Darum passiert auch nie etwas.

Was muss sich konkret ändern?

Zwei Dinge sind hier wichtig: Erstens, die Energiewende – wir müssen weg von den fossilen, hin zu den erneuerbaren Energien. Tatsächlich aber wollen weder die Union noch die SPD wirklich schnell von der Kohle loslassen. Zweitens haben wir es bei der Mobilität leider versäumt, viel stärker auf E-Mobilität oder Brennstoffzellen zu setzen. Stattdessen halten wir krampfhaft am Verbrennungsmotor fest. Der hat aber keine Zukunft.