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Kanzlerkandidat

„Ich glaube nicht, dass Angela Merkel wackelt“

Politik / Lesedauer: 2 min

„Ich glaube nicht, dass Angela Merkel wackelt“
Veröffentlicht:27.02.2017, 20:13

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Kann der designierte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz Angela Merkel als CDU-Kanzlerin ablösen? Rasmus Buchsteiner hat sich darüber mit dem Parteienforscher Professor Jürgen W. Falter (Foto: dpa) von der Universität Mainz unterhalten.

Herr Falter, hat die Union den „Schulz-Effekt“ unterschätzt?

CDU und CSU sind kalt erwischt worden. Mit dem „Schulz-Effekt“ konnten die Unionsparteien nicht rechnen. Eigentlich war ja alles auf Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat hinausgelaufen. Die Union hat bisher noch kein Mittel gegen Schulz gefunden. Sicher hat man damit gerechnet, dass die SPD in den Umfragen zulegen würde. Aber es fehlt eine erfolgversprechende Gegenstrategie.

Muss sich Angela Merkel darauf einstellen, dass ihre Kanzlerschaft ernsthaft in Gefahr ist?

Ich glaube nicht, dass Angela Merkel wackelt. Ihr Vorsprung ist allerdings dahingeschmolzen. Aber die Gefahr ist nicht so groß, dass CDU und CSU in Panik geraten müssten. Der Schulz-Hype wird abnehmen. Man sieht bereits, dass der Neuigkeitswert nachlässt. Es ist keineswegs so, dass es in den Umfragen eine stabile Mehrheit für eine SPD-geführte Regierung geben würde. Viele Wählerinnen und Wähler sind dezidiert gegen Rot-Rot-Grün.

Müsste die Union nicht umstellen und sofort in den Wahlkampf-Modus wechseln?

Unter Wahlkampf-Strategen ist umstritten, wann man voll einsteigen sollte. Einiges spricht dafür, das eigene Pulver noch eine ganze Weile trocken zu halten. Angela Merkel hat allerdings bereits begonnen, sich intensiver mit den Positionen von Martin Schulz auseinanderzusetzen. Die Kanzlerin hat den Ernst der Lage offenbar erkannt. Persönliche Angriffe auf Schulz verbieten sich aber. Das wäre kontraproduktiv und würde nur zu Solidarisierungseffekten führen.

SPD-Herausforderer Schulz setzt voll auf das Thema soziale Gerechtigkeit. Was hat die Union dem entgegenzusetzen?

CDU und CSU sollten die Frage in den Vordergrund rücken, wer das alles bezahlen soll, was Schulz fordert. Angela Merkel hat bereits mit der argumentativen Auseinandersetzung begonnen. Sie hat zu Recht die Frage aufgeworfen, ob denn alles falsch war, was Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010 auf den Weg gebracht hat. Diesen Eindruck hat Martin Schulz erweckt.