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Humorvoller Lautsprecher mit bunter Krawatte: John Bercow

Politik / Lesedauer: 1 min

Parlamentssprecher John Bercow war einer der Protagonisten am Tag der Brexit-Abstimmung. Er inszeniert sich selbst gerne – hat aber auch das britische Unterhaus reformiert.
Veröffentlicht:16.01.2019, 16:44

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Er war einer der Protagonisten des Tags der Brexit-Abstimmung: John Bercow, Parlamentssprecher im britischen Unterhaus. „Order, Order!“ Immer wieder unterbrach Bercow mit dem Ordnungsruf die Debatten rund um das Votum über den Brexit-Deal von Premierministerin Theresa May , den Ausruf garnierte er mit humorvoll-bestimmten Aufforderungen zur Ruhe. Solche Auftritte sind typisch für Bercow.

Der kurzgewachsene Sohn eines jüdischen Londoner Taxifahrers hat sein Außenseitertum von Kindesbeinen an durch unerschütterlichen Glauben an die eigene Bedeutung kompensiert. Er tut das auch heute: Wenn er eine Ministerin oder einen ungehobelten Zwischenrufer zurechtweist und dabei stets zu besonders ausgefallenen Formulierungen greift, wirkt Bercow, 55, wie berauscht vom Klang seiner eigenen Stimme.

In seiner fast zehnjährigen Amtszeit hat der 1997 als Konservativer ins Parlament gekommene Politiker aber auch ein überfälliges Reformprogramm angestoßen. Minister müssen sich viel häufiger als früher für ihre Entscheidungen im Parlament rechtfertigen.

Bercows Neutralität hat geschadet, dass er Studenten sein Votum im Referendum für den EU-Verbleib preisgab. Zudem prangt an einem Auto des mit einer Labour-Aktivistin verheirateten Familienvaters ein Sticker mit dem Slogan „Brexit ist Schwachsinn“ (Bollocks to Brexit). Bei dem Fahrzeug, sagte der bekennende Feminist einem wütenden Konservativen, handele es sich „um das Auto meiner Frau. Und er wird doch nicht behaupten wollen, die Frau sei lediglich Anhängsel des Mannes?“ (sbo/sz)