Beiträge, Bilder, Videos: Viele Politiker nutzen soziale Medien, um ihre politischen Inhalte und Positionen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Digitale Kanäle wie Facebook, Twitter und Instagram sind mittlerweile beliebte Kommunikationsmedien in der Politik. Auch die Minister der Großen Koalition geben den Bürgern online Einblicke in ihren politischen Alltag. Schwäbische.de hat die Facebook-Seiten, deren Inhalte in der Regel von einem Redaktionsteam „gepflegt“ werden, mal etwas genauer unter die Lupe genommen. Wer ist wie aktiv? Wer hat die meisten Likes?
Merkel ist besonders im Irak beliebt
Mit mehr als 2,5 Millionen Fans ist Bundeskanzlerin Angela Merkel ( CDU ) innerhalb der Facebook-Welt mit Abstand das beliebteste GroKo-Mitglied. Allein 225 000 davon stammen aus dem Irak. Eher unbeliebt ist Merkel bei den Österreichern.
Merkels Facebook-Team durchmischt die Seite mit kurzen Statements, Bildergalerien, Live-Videos oder geteilten Beiträgen, meist vom offiziellen Facebook-Auftritt der CDU. Trotz der vielen Fans - als mitteilungsfreudig kann man die Regierungschefin im Vergleich zu ihren Kollegen aus dem Bundeskabinett nicht beschreiben: Nur 33 Beiträge veröffentlichte ihr Team in den letzten drei Monaten auf dem Account.
Die Familienministerin postet am meisten
Zusammen haben die GroKo-Minister in den letzten drei Monaten knapp über 1000 Beiträge gepostet, im wöchentlichen Durchschnitt waren das vier Beiträge. Besonders aktiv auf Facebook ist Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD): Mit 242 Beiträgen in diesem Zeitraum führt sie die Liste an, gefolgt von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der CDU (165 Beiträge), SPD-Finanzminister Olaf Scholz (122 Beiträge) und Justizministerin Katarina Barley (SPD, 110 Beiträge). Komplett aus der Reihe der Bundesminister fällt Peter Altmaier: Nur einen einzigen Beitrag gab es in den letzten drei Monaten vom CDU-Politiker zu sehen. Der Wirtschaftsminister bevorzugt Twitter als Kommunikationsmittel, hat aber immerhin eine eigene, offizielle Facebook-Seite.
Anders ist das bei Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und dem Allgäuer Minister für Entwicklungshilfe, Gerd Müller. Für sie haben Angänger die Seiten „ Team Von der Leyen 2017 “ und „ Gerds Team “ ins Leben gerufen - mit bislang eher bescheidenen Like-Zahlen. Von der Leyens Seite kommt auf rund 900 Fans, Müllers Seite auf rund 300. Da die beiden Seiten nicht mit einem blauen Haken als offizielle Facebook-Präsenz gekennzeichnet sind, gibt es an dieser Stelle auch keine detaillierte Auswertung von Fans, Interaktionen und Reichweite.
Inhaltlich unterscheiden sich die Profile der Politiker kaum. Hier ein Foto von einem Wahlkreis-Termin, dort ein paar Videoschnipsel aus dem Bundestag - wirklich Innovatives ist kaum dabei. Trotz professioneller Fotos, die die Kanzlerin und die Minister bürgernah zeigen sollen, ist aus dem Privatleben der Regierungsmitglieder so gut wie nichts zu erfahren. Einzig Julia Klöckner und Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) zeigen sich teilweise etwas privater: Klöckner mit einigen Schnappschüssen und Videos während der Karnevalszeit in ihrer Heimatstadt Bad Kreuznach oder in Mainz, Braun mit einem Bild von der Bescheinigung über seine Grippeimpfung.
Seehofer provoziert auch auf Facebook
Ansonsten stehen politische Forderungen im Vordergrund, für die die Minister zum Teil eine Vielzahl an Reaktionen einsammeln. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt Seehofers Beitrag vom 16. März, in dem er sein Zitat „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ kommentierte, unter anderem mit der Aussage „Deutschland ist durch das Christentum geprägt“. Über 5300 Mal wird der Beitrag seitdem geteilt und über 3200 Mal kommentiert.
Annähernd 3000 Kommentare bekam Spahns Beitrag vom 10. März, in welchem er einen Link zu einem Interview mit der heiß diskutierten Äußerung „Hartz IV bedeute nicht Armut, sondern sei die Antwort der Solidargemeinschaft auf Armut“ postete. Nicht ganz so viel geliked, kommentiert und geteilt hingegen werden die Beiträge von Scholz und Barley.
Während Angela Merkels Beiträge staatstragend und meist sehr formell gehalten sind, formulieren andere Minister mit eher lockerem Ton und oft aus der Ich-Perspektive. Franziska Giffey wendet sich beispielsweise gerne mit „Einem Gruß“ oder „Grüßen“ an ihre Fans. Noch sind auf ihrem Account viele Bilder und Links aus ihrer Zeit als Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln zu finden.
Detaillierte Einblicke in ihren täglichen Arbeitsalltag gibt die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) mit ihrem Newsletter „Meine Woche im Bundestag“, den man allerdings klassisch per E-Mail abonnieren muss. Immerhin weist sie regelmäßig mit einem Post und dem Hashtag #Newsletter kündigt darauf hin. Auch bei anderen Beiträgen auf ihrem Facebook-Account sind häufiger Hashtags zu finden, die in der Regel von Usern aber eher beim Kurznachrichtendienst Twitter verwendet werden.
Horst Seehofer mag es mit #Klartext lieber kurz und deutlich. Und auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nutzt immer wieder Hashtags in seinen teilweise sehr üppigen Beiträgen. Der 37-jährige Spahn, derzeit jüngstes Mitglied der Bundesregierung, greift die Idee des Hashtags sogar bei seinem Profilbild auf: Ein dezentes #Spahn in Weiß steht vor grauem Hintergrund.
Scheuer setzt auf selbstgedrehte Handyvideos
Dezent gehalten sind auch Spahns Beiträge. Eigene Zitate postet er als Bild und kurzem Informationstext. Abwechslung in die Reihe seiner Beiträge bringen Videos, in denen sich der Minister, meist aus seinem Büro, direkt an die User wendet. Auch sein Kollege aus dem Bundesverkehrsministerium, der frühere CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, setzt sich gerne vor der Kamera in Szene. Ob vom politischen Aschermittwoch aus oder vor einer Klausurtagung der Landtagsfraktion, Scheuer macht immer wieder Videos mit dem eigenen Smartphone, um Veranstaltungen zu kommentieren. Olaf Scholz setzt weniger auf Videos, dafür weist er in seinen Beiträgen auf die vielen von ihm besuchten Veranstaltungen hin.
In direkten Austausch mit Usern tritt auch Hubertus Heil, SPD-Bundesminister für Arbeit und Soziales, ein - dazu startet er regelmäßig Facebook Live Videos. Mitte Februar stellte er sich zum Beispiel Fragen zum SPD-Mitgliederentscheid und beantworte diese teilweise auch in den Kommentaren. Besonders aktiv greift Katarina Barley ein. Eine Frau der vielen Worte ist sie auch bei ihren Beiträgen: Wie bei Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) fallen diese gerne mal etwas länger aus.