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Neuaufstellung

Frauen in der CDU wollen mehr Macht und Einfluss

Berlin / Lesedauer: 5 min

Bei der Bundestagswahl hat die Union vor allem die Gunst der Frauen verloren. Im aktuellen Machtkampf innerhalb der Partei dominieren aber nach wie vor Männer. CDU-Politikerinnen wollen das ändern.
Veröffentlicht:12.10.2021, 10:00

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Bei der Neuaufstellung der CDU pochen Frauen auf mehr Macht und Einfluss. Die bisherige Vize-Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Nadine Schön (CDU), sagte der „Rheinischen Post“: „Wir haben seit Jahren zu wenig Frauen in Parlament und Partei. Wir müssen mehr werden.“

Zwar sei das Geschlecht des künftigen Vorsitzenden oder der künftigen Vorsitzenden zweitrangig. Es brauche jemanden, „der die Partei zusammenführt und breiter aufstellt“, sagte sie. Gleichwohl habe die Partei lange Zeit weibliche Vorsitzende gehabt. „Das hat der Partei gutgetan.“

Die Vorsitzende der Frauen Union, Annette Widmann-Mauz, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Die Neuaufstellung der CDU Deutschlands kann inhaltlich, personell und strukturell nur mit den Frauen in der Partei gelingen.“

Kopie von „Nur wer kein Profil hat, der eckt nicht an“, sagt die Vorsitzende der Frauen Union, Annette Widmann-Mauz, die auch Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration ist.

Die Frauen-Union bringe sich in den jetzt angestoßenen Prozess mit einer Verbands- und Mandatsträgerinnenkonferenz ein. Diese werde zeitnah stattfinden. Der Frauen Union gehören alle weiblichen Mitglieder der CDU an.

Union stürzte bei den Wählerinnen dramatisch ab

Die CDU/ CSU ist mit ihrem Kanzlerkandidaten Armin Laschet bei der Bundestagswahl auf 24,1 Prozent abgestürzt, während die SPD mit 25,7 Prozent stärkste Kraft wurde. Dabei verlor sie vor allem viele Wählerinnen: Während die Union 2017 bei den Frauen noch beachtliche 36 Prozent der Stimmen holte, waren es diesmal nur noch 24 Prozent - ein Verlust von 12 Prozentpunkten oder auch einem Drittel. Bei den Männern fiel die Union von 30 auf 23 Prozent, also „nur“ um sieben Prozentpunkte. SPD und Grüne hingegen legten gerade bei den Frauen deutlich zu.

Damit dürfte der „Merkel-Effekt“ verpufft sein, den die Union über mehrere Bundestagswahlen hinweg trug. Denn während die Union früher besonders viele weibliche und die SPD viele männliche Wähler hatte, änderte sich das mit der Frauenbewegung. Erst mit Angela Merkel als Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin konnte die CDU wieder deutlich bei Wählerinnen punkten - bis zuletzt.

Einer aktuellen Insa-Umfrage zufolge ist die Union jetzt unter die Marke von 20 Prozent gerutscht. Im „Sonntagstrend“ des Meinungsforschungsinstituts für die „Bild“ verlieren CDU und CSU im Vergleich zur Vorwoche eineinhalb Prozentpunkte und kommen auf 19,5 Prozent. Das sei der niedrigste jemals vom Insa-Meinungstrend gemessene Wert für die Union.

Führungsfiguren wie Angela Merkel, aber auch Ursula von der Leyen oder Annegret Kramp-Karrenbauer verdeckten lange, dass CDU und CSU einen sehr hohen Männeranteil in der Partei haben. Im neuen Bundestag sind von 196 Abgeordneten der Union nur 46 weiblich, das ist nicht mal ein Viertel.

Und auch bei den wichtigsten Posten dominieren nach wie vor Männer. Deutschland hatte noch nie eine Außenministerin, Innenministerin, Finanzministerin, Verkehrsministerin oder langfristige Wirtschaftsministerin - 16 Jahre Kanzlerinschaft von Angela Merkel haben daran nichts geändert.

CDU will kompletten Bundesvorstand neu wählen

Auch im aktuellen Führungs- und Richtungsstreit der CDU dominieren die männlichen Mitglieder . Nach dem wahrscheinlichen Rückzug von Armin Laschet von der Spitze gelten als mögliche Bewerber für seine Nachfolge vor allem der Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz, Gesundheitsminister Jens Spahn, der Außenpolitiker Norbert Röttgen, Bundestagsfraktionschefs Ralph Brinkhaus und der Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann.

Auf einem Sonderparteitag soll der komplette Bundesvorstand neu gewählt werden. Dies sei einstimmig beschlossen worden, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Montag nach Beratungen der Spitzengremien in Berlin. In den ARD-„Tagesthemen“ sagte Ziemiak auf die Frage, ob Laschet dann auf keinen Fall Parteichef bleiben werde: „So ist es.“

Er sehe momentan nicht, dass es Chancen für Jamaika, also eine Koalition aus Union, Grünen und FDP, gebe, so Ziemiak. Sollten Grüne und FDP aber Gespräche führen wollen, sei Laschet für die CDU der Ansprechpartner. „Wie wir dann eine Bundesregierung bestücken würden, dann würden wir gemeinsam beraten als CDU und CSU.“

Strobl: „Wir müssen auch inhaltlich nachlegen“

CDU-Bundesvorstandsmitglied Mike Mohring sprach sich für eine Paket-Lösung für die neue CDU-Spitze aus. „Bild“ sagte er: „Es wird spannend, denn es geht um die Frage des Parteivorsitzenden, des Generalsekretärs und des Fraktionsvorsitzes - ich kann meiner Partei nur empfehlen, diese Pakete insgesamt zu betrachten, um eine Befriedung hinzukriegen. Sonst reden wir im Januar über den Parteivorsitz und reden im März über den Fraktionsvorsitz.“

Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Thomas Strobl warnte davor, nur Köpfe in der Partei auszutauschen. Er sagte der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“: „Wir dürfen nicht bei der personellen Erneuerung stehenbleiben, sondern müssen auch inhaltlich nachlegen.“ Er erklärte: „Unser Ergebnis zeigt doch, dass viele Wählerinnen und Wähler nicht mehr wussten, wie sich die Werte der CDU, hinter denen wir nach wie vor stehen, in die neue Zeit übersetzen.“

Der Bundesparteitag solle daher den eingeleiteten Prozess für ein neues Grundsatzprogramm der CDU wiederbeleben. Bei der Erarbeitung und Verabschiedung sollten nach Strobls Vorstellung auch alle Mitglieder eingebunden werden. In der CDU war zuletzt strittig, wie groß die Rolle sein soll, die die Parteibasis bei dem anstehenden Generationenwechsel spielt.