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Forscher zum Glück: "Am Glücklich-Essen ist was dran"

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Forscher zum Glück: "Am Glücklich-Essen ist was dran"
Veröffentlicht:27.01.2014, 10:15

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Einfach eine Glückspille einwerfen und schon fühlt man sich wohl? Nein, so einfach gehe das nicht, erklärt Professor Jan Tuckermann, Leiter des Instituts für Allgemeine Zoologie und Endokrinologe an der Universität Ulm . Redakteurin Ingrid Augustin hat sich mit ihm über glücklich machende Lebensmittel und Verhaltensweisen unterhalten.

Kann man sich glücklich essen?

Das hängt davon ab, ob man dann auch mit den möglichen Konsequenzen zurechtkommt. Nehmen wir zum Beispiel die Schokolade. In dieser befindet sich die Aminosäure Tryptophan, die im Gehirn zum Glückshormon Serotonin synthetisiert wird. Leider enthält Schokolade aber auch Zucker, der das Belohnungssystem aktiviert. Isst man zu viel davon, produziert die Bauchspeicheldrüse gleichzeitig sehr viel Insulin. Ein übermäßiger Genuss von Schokolade über lange Zeit kann zu einer Insulinresistenz und damit auch zu Diabetes führen. Nicht zu vergessen, dass das Gehirn selbst entscheidet, wie viele Hormone ausgeschüttet werden. Viel Schokolade führt also nicht zwangsläufig zu vielen Glücksgefühlen.

Also dann doch lieber gleich eine Pille fürs Glück?

Davon rate ich ab, wenn man nicht an Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung oder Störung leidet. Man darf nicht vergessen, dass diese Glückshormone auch noch andere Körperfunktionen steuern und daher Nebenwirkungen haben, die man eigentlich nicht haben wollte. Zudem ist das hormonelle System des Körpers außerordentlich fein eingestellt und wirkt nur in ganz bestimmten Konzentrationsfenstern.

Das klingt so, als könne man also Glücksgefühle nicht oral beeinflussen?

In gewissem Ausmaß schon. Aber oft belohnt man sich einfach nicht mit guten Lebensmitteln – Kohlenhydrate beeinflussen schon unsere Stimmung, aber man sollte nicht zu viel davon zu sich nehmen. Eine andere Möglichkeit ist, unsere Sinne zu stimulieren. So kann beispielsweise ein besonders scharfes Essen unsere körpereigenen Endorphine aktivieren. Oder man belohnt sich an sich, indem man sich ausdenkt, was einen – außer Essen – glücklich machen könnte. Unbezahlbar sind aber Licht und Bewegung als Stimmungsaufheller. Denn, wann die Serotonin produzierenden Zellen das Hormon abgeben, wird tageszeitabhängig über das in die Augen einfallende Licht gesteuert. Durch Bewegung wird zusätzlich die Serotonin-Synthese angeregt. Gerade im Winter gehen wir tagsüber einfach kaum aus dem Haus, was dazu führt, dass wir zu wenig Licht aufnehmen und damit den Serotonin-Abgaberhythmus stören. Ein kalorienarmer Glücksmacher ohne Nebenwirkung ist es also, ganz einfach rauszugehen.