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Salzstadel

Der Patient Salzstadel braucht „Linderung“

Hergatz / Lesedauer: 2 min

Gutachten über Zustand ist da – Behandlung kommt auf 350 000 Euro
Veröffentlicht:03.07.2012, 15:45

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„Ich würde dem Bauwerk wünschen, dass es etwas Linderung erfährt“ – so zartfühlend hat Diplom-Ingenieur Jan Schubert den Hergatzer Räten ans Herz gelegt, dass nunmehr beim denkmalgeschützten Salzstadel in Wohmbrechts etwas getan werden muss. Bei der Statik sind Schmerzgrenzen erreicht, wie aus dem von Schubert vorgestellten Zustandsgutachten des Kemptener Büros Dr. Schütz hervorging.

Beim Mauerwerk zeigen sich abgesunkene und ausbauchende Bereiche in der nördlichen Außenwand sowie Risse in den Innenwänden. Die irgendwann neu errichtete Westgiebelwand steht nicht an ursprünglicher Stelle und damit kaum mehr auf Fundament. Es gibt von Fäulnis geschädigte Fußpunkte beim Dachtragwerk, abgeschertes Vorholz bei Bundbalkenköpfen. Beim Deckentragwerk drücken aufgrund mangelnder Aussteifung schiefstehende Pfosten in Unterzüge, es fehlen Stützen. Beim Fundament, errichtet auf teilweise nur gering tragfähigem Baugrund, sieht es ähnlich düster aus. Hier wurden im Bereich der Nordwand Setzungen zwischen 14,2 und 6,04 Zentimetern festgestellt. Die Grundbruchsicherheit ist nicht mehr gewährleistet, so die statische Bewertung.

Fürs Erste bedeutete dies, dass Schubert „weitere Nutzungseinschränkungen“ aussprechen musste. Zwischen Mittel- und Außenstützen (Nordseite) müssen nunmehr auf einer Länge von sechs Metern alle Decken von Lasten freigehalten werden.

Letztlich mündete das Zustandsgutachten in einen Maßnahmenkatalog für statisch erforderliche Maßnahmen. Schubert empfahl zwei Bauabschnitte. Im ersten (2013) sollen Fäulnisschäden im Dach- und Deckentragwerk sowie am Fachwerk behoben und die Gebäudeaussteifung überarbeitet werden. Die Dachrinne an der Nordseite soll ergänzt werden, ebenso der Putz in den Fachwerkgefachen. Darüber hinaus sind Risse zu verpressen, Wände zu vernadeln und die Stützmauer an der Auffahrt zu sichern.

2014 stünden dann eine Nachgründung des Fundaments, Abdichtung und Drainage des Fundamentmauerwerks auf der Nordseite und das Verstärken von Deckenbalkenunterzügen an. „Ich kann nur appellieren, das ernst zu nehmen und anzugehen“, sagte Schubert, der alle Maßnahmen als notwendig erachtete. Seine grobe Kostenschätzung für den ersten Bauabschnitt liegt bei 110000 Euro, für den zweiten bei 180000 Euro. Zusammen mit den Planungskosten (60000 Euro) belaufen sich die Gesamtkosten auf 350000 Euro.

Jetzt wisse man Konkretes, meinte Bürgermeister Uwe Giebl. Nun müsse man sich mit dem Landesdenkmalamt und – im Rahmen der Dorferneuerung – mit dem Amt für ländliche Entwicklung zusammensetzen, um zu sehen, was an der Gemeinde hängen bleibt. Giebls Vorschlag, Zuschuss- und Förderanträge zu stellen, stimmte das Gremium einhellig zu.

Gedanken machen müssen sich die Räte nun noch über das Nutzungskonzept für den Salzstadel. Klaus Bilgeri empfahl, hier die Bürger mit einbeziehen.