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Extrem angespannte Lage für Migranten aus Mittelamerika in Mexiko

Mexiko-Stadt / Lesedauer: 3 min

Die Migranten aus Mittelamerika treffen in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana auf massiven Protest. Und die Chancen auf eine Aufenthaltsgenehmigung in den USA sind verschwindend gering.
Veröffentlicht:19.11.2018, 21:05

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Nach vier Wochen und 4500 Kilometer Fußmarsch und Busfahrt hatten die ersten Migranten aus Mittelamerika die mexikanische Grenzstadt Tijuana erreicht – und sie trafen dort auf massive Zurückweisung bei Bevölkerung und Politikern.

Rund 300 Einwohner der Stadt am Pazifik protestierten gegen die Flüchtlinge aus Honduras, El Salvador und Guatemala. Die Bewohner fürchten, die Migranten könnten langfristig in Tijuana bleiben, da sie die schwer gesicherten Grenzanlagen zur USA nicht überwinden können. „Tijuana zuerst“ und „Haut ab“ skandierten Teilnehmer an dem Protestmarsch und behaupteten, der Großteil der Menschen aus Zentralamerika sei kriminell.

Bereits in den Tagen zuvor hatte sich der Bürgermeister der 1,8-Millionen-Stadt, Juan Manuel Gastélum, verächtlich über die Zentralamerikaner geäußert: „Ich würde sie nicht als Migranten bezeichnen“, sagte der konservative Politiker. „Sie sind ein Haufen Landstreicher und Kiffer. Die Ruhe und die Sicherheit von Tijuana sind in Gefahr.“ Gastélum warf der Zentralregierung in Mexiko-Stadt vor, ihre „Arbeit nicht gemacht“ und die Mittelamerikaner nicht an ihrer Reise durch das Land gehindert zu haben. Insgesamt sind etwa 9000 Zentralamerikaner in verschiedenen Gruppen auf dem Weg durch Mexiko mit dem erklärten Ziel USA.

Mit der Ankunft in Tijuana stellt sich für viele der Zentralamerikaner die Frage, ob sie den letzten und schwierigsten Schritt der Reise wagen und versuchen, in die Vereinigten Staaten zu gelangen. US-Präsident Donald Trump hatte die Menschen vor einem Übertritt gewarnt und an die Grenze zusätzliche Sicherheitskräfte verlegt. Trump sprach von einer „Invasion" und ließ 5600 Soldaten entlang der 3200 Kilometer langen Grenze zu Mexiko stationieren, um die Migranten einzuschüchtern.

Dekret von Trump

Hunderte von ihnen haben noch auf mexikanischem Territorium Asyl in den USA beantragt in der Hoffnung, so eine Aufenthaltserlaubnis zu erreichen. Die Chancen sind aber verschwindend gering. Andere, vor allem junge Männer, wollen den Weg über Wüste, Fluss und durch die Berge als Illegale wagen. Werden sie aber aufgegriffen, haben sie kein Recht mehr, Asyl zu beantragen. Trump hatte ein entsprechendes Dekret Anfang des Monats unterzeichnet.

Daher denken vor allem die Familien oder allein reisenden Mütter darüber nach, in Tijuana zu bleiben. Dort leben bereits Hunderte Zentralamerikaner. In der Grenzstadt werden gewöhnlich gute Löhne gezahlt und Arbeit gibt es auch. Allerdings schwinden inzwischen auch die Arbeitsmöglichkeiten. Seit zwei Jahren leben am Rande Tijuanas rund 3000 Haitianer, die 2016 mit gültigen Papieren in die USA einreisten, aber von den dortigen Einwanderungsbehörden abgewiesen wurden. Sie leben zum Teil in Vierteln der Grenzstadt ohne fließend Wasser und Straßeninfrastruktur. Sie üben meist schlecht bezahlte Hilfstätigkeiten aus.

Die Organisation „Pueblo Sin Fronteras“, PSF („Volk ohne Grenzen") begleitet die Migranten und bittet um Mithilfe von Freiwilligen, Ärzten und Psychologen zur Behandlung der Migranten. Zudem verhandelt die Nichtregierungsorganisation mit den Behörden über Arbeitsmöglichkeiten für die Zentralamerikaner. „Pueblo Sin Fronteras“ schätzt, dass es bis zu drei Monate dauern könnte, Lösungen für die meisten Migranten zu finden. Die Behörden von Tijuana hingegen vermuten, dass dies mindestens ein halbes Jahr dauern wird.