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Ex-Senator als Aufklärer

Politik / Lesedauer: 3 min

Bob Graham beleuchtet die Rolle Saudi-Arabiens bei den 9/11-Anschlägen neu
Veröffentlicht:09.09.2016, 20:42

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Bob Graham antwortet geduldig auf Fragen. Was 15 Jahre danach noch unter dem Teppich hervorkäme? 15 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001? „Wir haben den Korken erst jetzt aus der Flasche gezogen“, antwortet er. Nun würden die Informationen erst richtig fließen, nun werde nach und nach alles publik, was bisher unter Verschluss gehalten wurde.

Der Jurist Graham saß 18 Jahre lang im US-Senat , davor war er Gouverneur Floridas. Der 11. September 2001 war schon deshalb ein Einschnitt im Leben Grahams, weil sich sein Leben von da an fast nur noch um den 11. September drehte. Als Senator leitete der Demokrat aus Miami eine Parlamentskommission, die herauszufinden versuchte, warum die US-Geheimdienste vor dem Terrorangriff derart im Dunkeln tappten. Heute, 79 Jahre alt, ist er in den Augen der Regierung der Mann, der einfach nicht loslassen kann.

Es ist zwölf Jahre her, dass ein zweites Gremium, die hochkarätig besetzte 9/11-Kommission, einen Abschlussbericht vorlegte. George W. Bush betrachtete die Sache damit als abgehakt, und Barack Obama, sein Nachfolger im Oval Office, hat ihm in diesem Punkt nie widersprochen. 28 Seiten dick ist die Passage aus dem Bericht der ersten, der Graham-Kommission, deren Veröffentlichung das Kabinett Bush im Jahr 2002 verhinderte. Nach zähem Gerangel wurde sie im Juli ins Netz gestellt, wenn auch zensiert. Über San Diego etwa ist Interessantes zu lesen.

In der Stadt im Süden Kaliforniens mieteten sich Khalid al-Midhar und Nawaf al-Hasmi ein, die „Logistiker“ der Al-Qaida-Zelle um Mohammed Atta , wie sie das FBI nennt. Sie sollten den Alltag der Attentäter organisieren, die nach ihnen eintrafen. Fahd al-Thumeiri, Diplomat am saudi-arabischen Konsulat in Los Angeles, soll dem Duo nach neueren Erkenntnissen des FBI unverzüglich einen Betreuer zur Seite gestellt haben. Auf den brisanten 28 Seiten wiederum wird ausführlich die Rolle eines Saudis namens Omar al-Bayoumi beschrieben, von dem es heißt, dass er vermutlich für den Geheimdienst seines Landes arbeitete. Al-Bayoumi besorgte al-Midhar und al-Hasmi die Wohnung in den Parkwood Apartments. Von einer Firma im Verteidigungsministerium in Riad, bei der er sich praktisch nie blicken ließ, bekam er ein Gehalt.

Wer half den Attentätern?

Für Grahams Kritiker sind es keine Beweise. Die 9/11-Kommission kam 2004 zu dem Schluss, dass weder die saudische Regierung noch einzelne ihrer Mitglieder die Terroristen um Mohammed Atta finanzierten. „Haben diese 19 Personen, von denen die meisten kein Englisch konnten und nie zuvor in den USA waren, diesen komplizierten Auftrag allein ausgeführt?“, fragt Graham. „Oder hat sie jemand unterstützt, während sie unter uns lebten?“

Pointiert erinnert er daran, dass 13 der 19 Attentäter in den Wochen vor den Anschlägen die meiste Zeit in Florida verbrachten. So wisse man inzwischen, dass die Gruppe um Atta Kontakte zu einer saudischen Familie in Sarasota pflegte, einer Stadt an der Golfküste Floridas. Die aber sei zwei Wochen vor dem 11. September 2001 abgereist. Die Sarasota-Connection, orakelt Graham, könnte noch Interessantes zutage fördern.