StartseitePolitikEin Plus für die Gesellschaft

Pflichtzeit

Ein Plus für die Gesellschaft

Politik / Lesedauer: 2 min

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier möchte junge Menschen für einen Dienst verpflichten. Eine soziale Pflichtzeit könnte die Gesellschaft weiterbringen, kommentiert Ludger Möllers.
Veröffentlicht:13.06.2022, 01:00

Von:
Artikel teilen:

Die Debatte um eine soziale Pflichtzeit, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anstößt und gleichzeitig einen verpflichtenden Dienst im Sozialbereich oder bei der Bundeswehr für alle jungen Frauen und Männer, ist richtig und überfällig.

Denn eine Gesellschaft, in der jeder nur an sich denkt, droht auseinanderzufallen. Der Zusammenhalt, der Kitt, das innere Band wird gestärkt, wenn wirklich jeder sich einbringen muss.

Der Bedarf ist offensichtlich: Die Freiwilligen Feuerwehren klagen über Nachwuchsmangel, der Pflegenotstand ist nicht zu bewältigen. Die Wohlfahrtsorganisationen freuen sich über jede helfende Hand.

Wer einmal dabei ist, bleibt häufig sein Leben lang löschend, pflegend oder helfend dabei. Und auch bei der Bundeswehr betonen die Verantwortlichen, dass 60 Prozent des Nachwuches durch die Wehrpflicht generiert wurden.

Doch einige Fehler dürfen nicht wiederholt werden: Allzu häufig beuteten Krankenhäuser und Wohlfahrtsorganisationen die Ersatzdienstleistenden aus und entließen im Sinne der Profitmaximierung die Hauptamtlichen.

Bei der Bundeswehr wurde mangels sinnvoller Beschäftigung Gammeldienst geschoben. Schließlich ein Blick auf die mangelhafte Wehrgerechtigkeit: Wer sich vorm „Bund“ drücken wollte, fand Ärzte, die kerngesunde junge Männer „kaputt schrieben“.

Dienstleister müssen von der Zeit profitieren

Wenn heute eine soziale oder militärische Pflichtzeit Erfolg und Akzeptanz in der Gesellschaft haben soll, muss das Konzept von vornherein überzeugend sein und für alle Seiten einen echten Mehrwert, ein Plus mit sich bringen.

Die Dienstleistenden müssen die Gewissheit haben, dass sie die Gesellschaft vorwärtsbringen, sie entwickeln und auch persönlich von der Zeit, die sie investieren, profitieren.

Schließlich ein Blick aufs Alter: Im Gesundheitswesen, bei den Rettungs- und Wohlfahrtsorganisationen wie auch beim „Bund“ sind Erfahrung gefragt: Den Pflichtdienst später, im oder nach dem Berufsleben, ableisten zu können, könnte ein weiteres Plus bedeuten.