Schlagschatten
Die Kunst des Unmöglichen
Politik / Lesedauer: 1 min
Der aktuell vor sich hinköchelnde Bundestagswahlkampf wirft seine Schlagschatten voraus: Es ist wieder die Zeit der übervollen Füllhörner, mit denen die Kandidaten durch die Lande ziehen und von den Podien der Republik herab – im Falle ihrer Wahl – das nahende Eden verkünden. Otto von Bismarck sagte einst, dass Politik die Kunst des Möglichen sei. Während einer Pressekonferenz haben CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und CSU-doch-nicht-Kanzlerkandidat Markus Söder diesen Spruch einfach auf den Kopf gestellt.
Denn sie retten im gemeinsamen Wahlprogramm freilich das Klima, den Wohlstand sowieso und außerdem selbstverständlich den Sozialstaat. Ach ja – schnelleres Internet soll es auch noch geben. Wahrscheinlich hätte sich Laschet gerne auch noch „Kuchen für alle!“ auf die wehenden Wahlkampffahnen geschrieben. Dann hätte er aber seinem Busenfreund Söder ein aus bayerischer Sicht unbedingt nötiges „Freibier für alle!“ zugestehen müssen.
Ein nüchterner Wahlkampf ist also nicht zu erwarten. Es gilt das Prinzip „Je vieler, desto mehr“. In der ausgehenden Corona-Ära mit ihren verschlungenen Trizidilliarden Euro kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an und nur Erbsenzähler mosern da herum. Das wohlklingende Versprechen, in dieser Situation keine Steuern erhöhen zu wollen, ist Musik in den Wählerohren.
Wir jedenfalls freuen uns darauf, nach der Bundestagswahl beobachten zu dürfen, wie sich ein möglicher CDU-Kanzler im Geiste eines von Bismarck müht, Politik als die Kunst des Unmöglichen zu betreiben. (nyf)