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Unwahrheit

Die Folgen für die katholische Kirche sind verheerend

Politik / Lesedauer: 2 min

Das neue Missbrauchsgutachten legt Verfehlungen schonungslos offen. Das Vertrauen schwindet nicht nur, sondern ist auf lange Zeit verloren. Vielleicht für immer, kommentiert Ludger Möllers.
Veröffentlicht:20.01.2022, 16:17

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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist der Unwahrheit überführt. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx muss sich Verantwortungslosigkeit vorwerfen lassen. Dem ehemaligen Münchner Oberhirten, Kardinal Friedrich Wetter wird wiederholtes Fehlverhalten vorgeworfen.

Das Münchner Missbrauchsgutachten legt schonungslos offen, dass die obersten Repräsentanten der katholischen Kirche in Deutschland wissentlich und mit Vorsatz den Missbrauch durch Priester vertuscht haben. Täterschutz und der Schutz der Institution Kirche waren und sind ihnen wichtig, Opferschutz war und bleibt für sie ein Fremdwort.

Durch Beteiligung am Vertuschungsskandal und die Mitwisserschaft, die nicht nur in München in Köln, sondern wahrscheinlich in allen weiteren 25 deutschen Bistümern nachzuweisen sein dürften, ist die katholische Kirche in Deutschland an einem Kipppunkt angelangt: Das Vertrauen schwindet nicht nur, sondern ist auf lange Zeit nicht mehr zurückzugewinnen. Vielleicht nie mehr.

An einem Tag, an dem klar wird, dass Benedikt XVI. sein Lebenswerk zerstört sowie der katholischen Kirche und vor allem dem Papstamt einen irreparablen Schaden zugefügt hat, muss sich der Blick auf den amtierenden Papst richten: Franziskus sollte jetzt sehr schnell rote Linien nicht nur ziehen, sondern auch durchsetzen.

Doch ist weitere Inkonsequenz zu fürchten. Wann hat er die Übernahme von Verantwortung eingefordert? Wann hat er Vertuscher aus dem Amt entfernt? Wann hat er Zeit für Gespräche mit Opfern gefunden? Wann hat er die systemischen Ursachen des Missbrauchs angesprochen? Die Zeit, um Versäumnisse aufzuarbeiten, verrinnt.

Außerdem ist die Justiz gefragt: Die Münchner Gutachter sprechen von einem großen Dunkelfeld, von bisher unbekannten Tätern. Da die Kirche hier – wie seit 2010 bewiesen – nicht selbst aufklären kann und will, ist dies die Aufgabe des Rechtsstaates, der er nachkommen muss.