StartseitePolitikDeutsche Urlauber meiden die Türkei

Fernweh

Deutsche Urlauber meiden die Türkei

Berlin / Lesedauer: 3 min

Deutsche Urlauber meiden die Türkei
Veröffentlicht:20.07.2017, 17:35

Von:
Artikel teilen:

Sommer, Sonnenschein, Schirmchendrinks: Für viele geht es in den kommenden Tagen und Wochen in den Sommerurlaub. Lange Zeit war die Türkei eines der beliebtesten Reiseziele. Doch die Ereignisse der vergangenen Tage haben bei der Bundesregierung zum Umdenken geführt . Mit der Inhaftierung des Menschenrechtlers Peter Steudtner wurde eine Grenze überschritten - erneut.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte, dass deutsche Staatsbürger „vor willkürlichen Verhaftungen in der Türkei nicht mehr sicher“ seien. In den verschärften Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amts heißt es: „Personen, die aus privaten oder geschäftlichen Gründen in die Türkei reisen, wird zu erhöhter Vorsicht geraten.“ Zudem wird empfohlen, sich auch bei kurzzeitigen Aufenthalten in der Türkei in der Botschaft und den Konsulaten in eine Liste einzutragen. Bislang galt dieser Hinweis lediglich für Menschen, die „nicht zu touristischen Zwecken in die Türkei reisen“.

Trotz Sicherheitshinsweise keine kostenlosen Stornierungen

Die aktualisierten Sicherheitshinweise bedeuten aber nicht, dass Türkei-Reisende jetzt ihren Urlaub kostenlos stornieren können. Erst eine konkrete Reisewarnung des Auswärtigen Amts mache Stornierungen und Umbuchungen möglich, so der Chef des Friedrichshafener Reisebüros „Holiday Land“, Murat Levent Gören. Wer unter keinen Umständen mehr in das Land reisen wolle, sei derzeit auf die Kulanz der Reiseveranstalter angewiesen.

Zwar verbringen immer noch viele Deutsche ihren Urlaub in der Türkei, die Zahlen sind allerdings regelrecht eingebrochen : Für das Jahr 2017 habe sein Reisebüro einen dramatischen Rückgang zu verzeichnen, sagt Gören. Er sieht dafür vor allem politische Gründe. Auch in anderen Reisebüros, zum Beispiel in Aalen oder Biberach , waren Türkei-Angebote seit Jahresbeginn ein Ladenhüter.

In einer aktuellen Pressemitteilung blicken zahlreiche deutsche Reiseveranstalter wie „FTI Touristik“, „Schauinsland-Reisen“ oder „Bentour Reisen“ zwar positiv in die Zukunft, die aktuelle politische Krise in der Türkei dürfte bei dieser Einschätzung aber noch nicht maßgeblich gewesen sein.

Fluggastzahlen im Sinkflug

Wie gravierend die sich ausweitende Krise in der Türkei das Reiseverhalten der Deutschen beeinflusst hat, zeigen die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Passagierzahlen an den Flughäfen im Südwesten. Im Vergleich zum Jahr 2015 sanken diese am Stuttgarter Flughafen im vergangenen Jahr von über 760 000 auf unter 640 000. Vom Bodensee-Airport in Friedrichshafen aus flogen 2016 nur rund 43 000 Passagiere in die Türkei, rund 10 000 weniger als noch 2015. Am Flughafen Memmingen wurden 2016 nur 15 Starts in die Türkei durchgeführt, 2015 waren es noch 49. Allerdings hatte sich der Allgäu Airport im gleichen Jahr sein Destinations-Portfolio verändert.

Ob die momentan billigen Preise der angebotenen Türkei-Reisen die wachsenden Sicherheitsbedenken der Urlauber schlagen, wird wohl erst nach der Hauptreisewelle im August zu beantworten sein. So günstig wie derzeit dürfte der Türkei-Urlaub allerdings schon lange nicht mehr gewesen sein. Die Last-Minute-Nachfrage habe zuletzt deutlich zugenommen, bestätigte der Deutsche Reiseverband auf Anfrage. Wie sich die aktuelle politische Diskussion auf das Reiseverhalten auswirke, könne aktuell aber noch nicht prognostiziert werden, hieß es.