StartseitePolitikDer Thronfolger der Vereinigten Arabischen Emirate: Der wichtigste Strippenzieher im nahen Osten

Strippenzieher

Der Thronfolger der Vereinigten Arabischen Emirate: Der wichtigste Strippenzieher im nahen Osten

Politik / Lesedauer: 2 min

Er hat anderen Königen auf den Thron verholfen, mischt kräftig im Nahen Osten mit. Und wenn Donald Trump einen Draht in die Region sucht, ist er erster Ansprechpartner. Mohammed bin Zayed al-Nahyan ist ein Strippenzieher.
Veröffentlicht:30.07.2020, 12:09

Artikel teilen:

Als US-Präsident Donald Trump vor einigen Tagen mit einem Kronprinzen im Nahen Osten über die Weltpolitik plauderte, sprach er nicht mit dem saudischen Thronfolger Mohammed bin Salman, sondern mit Mohammed bin Zayed al-Nahyan, dem De-facto-Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate. Trump und der Prinz, genannt MBZ, sprachen über die Lage in der Region und den Konflikt in Libyen, in dem die Emirate eine wichtige Rolle spielen. Obwohl MBZ auf den ersten Blick nur der Herrscher eines Ministaates mit nicht einmal zehn Millionen Einwohnern ist, zählt er zu den einflussreichsten Männern im Nahen Osten. Der 59-jährige MBZ ist der Mentor des mehr als 20 Jahre jüngeren MBS in Saudi-Arabien und lieferte das Vorbild für die Vision des saudischen Kronprinzen für sein Land: Als Golfstaat, der sich von der Abhängigkeit vom Öl befreien und Investoren aus der ganzen Welt anlocken will, sind die Emirate wesentlich weiter als Saudi-Arabien.

Auch politisch haben sich die Emirate unter MBZ zu einem überregional bedeutenden Akteur entwickelt. Die „New York Times“ nannte den Kronprinzen „den mächtigsten arabischen Herrscher“ überhaupt. MBZ, ein in Großbritannien ausgebildeter Hubschrauberpilot, hat die Streitkräfte seines Landes mit teuren amerikanischen Waffen ausgerüstet. Er ist ein entschiedener Gegner der Muslim-bruderschaft, der ältesten Bewegung des politischen Islam. MBZ, Saudi-Arabien und Ägypten sehen die Muslimbrüder als Gefahr für ihre jeweiligen Herrschaftssysteme. Sein zweiter Hauptfeind ist Iran. Der Kronprinz, der seit 2004 Thronfolger ist, mischt in Libyen, im Jemen, in Syrien, in Somalia und im Golf-Disput mit Katar mit.

Im Nahen Osten bleibt MBS der wichtigste Partner von MBZ. Politische Beobachter schreiben dem älteren Prinzen einen entscheidenden Einfluss auf die Karriere des jungen saudischen Thronfolgers zu. Er soll sogar dafür verantwortlich sein, dass MBS als Kronprinz zum Zuge kommt – denn eigentlich war dafür einer seiner Vettern vorgesehen gewesen.

Thomas Seibert