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„Den Geimpften und Genesenen seien die Freiheiten gegönnt“

Politik / Lesedauer: 2 min

Es gibt viele gute Gründe, die Einschränkungen für Geimpfte und Genesene zu lockern. Neben ganz persönlichen sind es auch rechtliche und wirtschaftliche Argumente, kommentiert Claudia Kling.
Veröffentlicht:07.05.2021, 19:58

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Zugegeben, es fühlt sich ein wenig unfair an, dass diejenigen, die bereits geimpft sind, einfach wieder ausgehen können, wann es ihnen beliebt, zum Friseur dürfen ohne Testtermin und gar in größeren Gruppen feiern können. Doch gegen unterschwellige Neidgefühle hilft ein Blick in die Impfstatistik des Robert-Koch-Instituts .

Die meisten vollständig Geimpften sind älter 60 Jahre. Viele von ihnen mussten im vergangenen Jahr befürchten, an Corona zu sterben, falls sie infiziert würden, und lebten dementsprechend zurückgezogen. Kinder und Enkel zu sehen bedeutete jedes Mal ein Risiko, von Kaffeekränzchen unter Freunden ganz zu schweigen.

Es ist das ganz normale Leben, das Geimpfte und Genese Stück für Stück zurückbekommen müssen.

Claudia Kling

Viele sehr alte Menschen haben abgebaut in dieser Zeit, weil ihnen der Austausch gefehlt hat und die Einsamkeit erdrückend war. Ihnen sei es von Herzen gegönnt, sich wieder angstfrei mit Familie und Freunden treffen zu können.

Aber es gibt noch mehr gute Gründe, weshalb Geimpfte und Genesene wieder mehr Freiheiten haben sollen. Es ist juristisch schlicht nicht zu rechtfertigen, dass Menschen, von denen, soweit man weiß, kein Infektionsrisiko mehr ausgeht, länger in ihren Grundrechten eingeschränkt werden.

Es braucht auf beiden Seiten Toleranz und guten Willen.

Claudia Kling

Schließlich geht es dabei nicht nur um die Frage, ob es zumutbar ist, weiterhin Maske zu tragen. Es ist das ganz normale Leben, das Geimpfte und Genese Stück für Stück zurückbekommen müssen – mit allem, was dazugehört: Familienfeiern, Shoppingtouren, Biergärten- und Kinobesuche, Hotelübernachtungen und Reisen.

Wirtschaftlich sinnvoll ist es im Übrigen allemal, wenn die Euros, die seit mehr als einem Jahr bevorzugt in den Online-Handel geflossen sind, in die Städte zurückkehren.

Das schöne Bild wird allerdings getrübt von der Aussicht auf die schwierige Umsetzung des Nebeneinanders von Menschen mit Freiheiten und jenen mit Einschränkungen. Das erfordert auf beiden Seiten Toleranz und guten Willen. Ganz praktisch braucht es aber auch rasch den digitalen Impfpass.

Denn dass die Frisörin im Salon oder der Polizist bei der nächtlichen Kontrolle überprüft, ob der Kleber im gelben Impfausweis auch wirklich echt ist, scheint wenig praktikabel.