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Spieletag

Blitzenreuter Lese- und Spieletag präsentierte das Thema Afrika

Fronreute / Lesedauer: 3 min

Lesungen, Ausstellungen, Spielangebote und Kulinarisches machten den Reiz der beiden Veranstaltungstage aus
Veröffentlicht:30.10.2013, 17:56

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Afrika ist es also 2013 gewesen, das übergreifende Thema für den Lese- und Spieletag in Blitzenreute . Das Vorbereitungsteam für die Gemeinschaftsveranstaltung von katholischer Arbeitnehmerbewegung (KAB) und weiteren Partnern in Blitzenreute hat sich vor einiger Zeit entschieden, die jährliche Wochenendveranstaltung im Herbst unter ein übergreifendes Thema zu stellen. 2009 ging es im Dorfgemeinschaftshaus um das „Lachen“, vergangenes Jahr um „Farben“ und 2013 beim elften Lese- und Spieletag also um „Afrika mit allen Sinnen: Geschichten, Rhythmen, Spiele“.

Lesungen, Ausstellungen, Spielangebote und Kulinarisches machen den Reiz der beiden Veranstaltungstage aus. Insgesamt elf Vereine und Institutionen in der Gemeinde bringen sich ein und sorgen damit auch für einen guten Besuch. Am Samstag gab es – neben Bücher-Flohmarkt, Leseecken, „African Food“ – auch Brett- und Tischspiele sowie verschiedene Lesungen, darunter afrikanische Märchen, die Hermann Stein vortrug. Zudem führte der Kindergarten Staig ein Stück auf, „Das Lied vom bunten Vogel“, und Hannah Hadaller berichtete über ihr Jahr Freiwilligendienst in Kenia. Beliebt waren auch die Kinder-Workshops, insbesondere der Trommelkurs mit Birame Diouf.

Bereits am Freitag hat der Kulturkreis Fronreute zu Lesung, Fotoausstellung und Diskussion mit Ursula und Werner Krebs geladen, und zwar zum Thema „Frau sein, heißt stark sein“. Das Ehepaar hat in der Entwicklungshilfe gearbeitet, zunächst in Tansania und dann in Kamerun, wo sie 1988 bis 2007 gelebt haben. Sie berichteten über eine Unerbittlichkeit, die insbesondere das Leben der Frauen im westafrikanischen Kamerun am Golf von Guinea bis heute prägt. Das Ehepaar Krebs hat drei Bücher veröffentlicht, in denen sie Frauen sprechen lassen, die sich nicht mit den Zwängen der Traditionen und damit der Unterordnung der Frauen abfinden wollen.

Die Ich-Erzählerin des autobiographischen Bandes „Der Wille meines Vaters geschehe“ hat das Ehepaar vor deren Tod an Aids 2002 kennengelernt und mit ihr das Thema Zwangsheirat umfassend beleuchtet. „Mireille“ – der richtige Name der Frau wurde abgeändert – ist dahingehend eine moderne Frau gewesen, weil sie das, was durch Tradition als selbstverständlich gilt, rational hinterfragt hat und letztlich die Dominanz der Tradition in Frage stellt.

Männliche Überordnung

In der Lesung aus dem Buch wird eine unerbittliche Immobilität erkennbar, die auf Tabus, männlicher Überordnung und dem Vorrang der Familien- vor den Eigeninteressen sowie einem trotz Christentum noch wirkmächtigen Aberglauben beruht. Diese traditionellen Bindungen und Fesseln behaupten sich auch in der Gegenwart, da nach wie vor zwei Drittel der Kameruner auf dem Land leben. Vor diesem Hintergrund haben Ursula und Werner Krebs als Entwicklungshelfer in der Lehrerausbildung und bei Umweltprojekten die Erfahrung gemacht, dass die rein materielle Seite der Entwicklungshilfe weniger hilft als das konsequente Vorleben und das eigene Beispiel als Anschauung. Auch Reformen auf Anordnung fruchten nicht, zumal es neben den Tabus eine allgegenwärtige Korruption gibt.

Der Vortrag und die über einstündige Diskussion haben die gut 50 Gäste ernüchtert, aber auch dazu ermutigt, die Härten der Wirklichkeit jenseits der in Film und Fernsehen meist als Folklore verklärten Traditionen in Afrika wahrzunehmen.