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Bildungsbericht

Bildung in Deutschland boomt

Berlin / Lesedauer: 2 min

Immer mehr Menschen streben höhere Schulabschlüsse an, doch bei der Chancengleichheit hapert es weiter
Veröffentlicht:22.06.2018, 20:26

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Immer mehr Schulen auf dem Land werden geschlossen, immer mehr Lehrer und Erzieher fehlen. Die Kluft zwischen Bildungsgewinnern und Verlieren weitet sich aus. Die Ergebnisse des am Freitag in Berlin vorgestellten nationalen „Bildungsberichts 2018“ seien „ein Weckruf an die Politik“, erklärt Linken-Politiker Helmut Holter, Kultusminister von Thüringen und Präsident der Kultusministerkonferenz . Hintergründe zum Thema:

Was sind die wichtigsten Trends?

An Kitas, Schulen und Universitäten werden immer mehr Plätze und damit mehr Erzieher und Lehrkräfte benötigt. Seit 2009 ist die Zahl der Kitakinder, Schüler, Studenten und Erwachsenen um eine halbe Million gestiegen. Die Gründe sind vielfältig: Eine seit fünf Jahren steigende Geburtenrate, zunehmende Migration sowie der Wunsch von immer mehr Eltern, ihre Kinder in die Betreuung zu geben. Hinzu kommt, dass der Anteil der Abiturienten stetig wächst. 2006 machten 34 Prozent eines Jahrgangs Abi, 2016 waren es 43 Prozent, und auch immer mehr Lehrlinge erreichen die Hochschulreife.

Gibt es in puncto Chancengerechtigkeit Fortschritte?

Trotz des steigenden Abiturienten-anteils verringert sich die Zahl der Jugendlichen, die keinen Abschluss schaffen, nicht. Der Anteil ist sogar gegenüber 2014 um 0,2 Prozentpunkte auf sechs Prozent angestiegen. Bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln bleiben sogar 30 Prozent ohne Abschluss. Auch wenn immer mehr Menschen nach guter Bildung streben: Die soziale Kluft bleibt bestehen. 79 von 100 Kindern aus Akademikerhaushalten studieren später selbst. Bei den anderen nur 24 von 100.

Wie groß ist der Erzieher- und Lehrer-Notstand?

Derzeit sind rund 11 000 Stellen für Kindererzieher und -Betreuer nicht besetzt. Die Autoren des „Bildungsberichts“ gehen von einem Bedarf von 313 000 zusätzlichen Kita-Fachkräften bis 2025 aus. Ausgebildet werden bis dahin aber nur 274 000.

Ist die Situation in Städten und auf dem Land ähnlich?

Machen Schulen in Kleinstädten und Dörfern dicht, weil zu wenig Schüler dort leben, ziehen noch weniger Menschen dort hin. Später fehlen auch weiterführende Schulen und Universitäten. Die Zahl der Berufsschulen ist in den ostdeutschen Ländern in den vergangenen zehn Jahren um ein Fünftel zurückgegangen. Auch beim Personalschlüssel für die Kinderbetreuung gibt es bereits massive Diskrepanzen. So kümmern sich in Baden-Württemberg Erzieherinnen und Erzieher um je drei Kinder, in Sachsen um 5,9.