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AfD-Kandidatin

Aus Überlingen nach Berlin: Alice Weidel

Politik / Lesedauer: 2 min

38-Jährige aus Überlingen steht inhaltlich dem rechtskonservativen Strippenzieher Alexander Gauland nahe
Veröffentlicht:24.04.2017, 20:58

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Das ist ein rasanter Aufstieg: Noch vor wenigen Wochen war Alice Weidel mit ihrer Bewerbung um den AfD-Landesvorsitz in Baden-Württemberg beim Parteitag in Sulz am Neckar durchgefallen , jetzt soll sie als Spitzenkandidatin im Duett mit dem 76-jährigen Alexander Gauland die Partei in den Bundestagswahlkampf führen.

Sie gilt als „das kleinere Übel“

Dabei stand die 38-jährige promovierte Volkswirtin, die mit ihrer Lebensgefährtin und zwei Kindern in Überlingen lebt, bis zum Bundesparteitag in Köln eher in der zweiten Reihe der AfD . Auch aus den internen Streitigkeiten hielt sie sich in der Öffentlichkeit weitgehend raus, wobei sie – wie die Bundesvorsitzende Frauke Petry – einen Rauswurf des rechtsnationalen thüringischen Fraktionschefs Björn Höcke aus der AfD befürwortet hat. Für viele in der Partei gilt Weidel, die in der Nähe von Gütersloh aufgewachsen ist, deshalb nur als kleineres Übel im Vergleich zu Petry.

Aggressiv, hart, rücksichtslos

Wer nach Alice Weidel im Internet sucht, stößt schnell auf ein zusammengeschnittenes Video ihrer Bewerbungsrede für den Bundesvorstand vom Parteitag 2015 in Essen. Darin wettert sie gegen den Euro, die Medien, die „Gender-Ideologie“ und über Angriffe auf die AfD. Zur Sympathieträgerin hat sie sich mit diesem Auftritt nicht gemacht – ihre Art zu sprechen wirkt nicht nur kämpferisch, sondern auch aggressiv, hart und rücksichtslos.

Auch inhaltlich ist sie weit davon entfernt, nur den wirtschaftsliberalen Flügel der AfD zu vertreten, wie ihr immer wieder nachgesagt wird. Wenn es um Themen wie Flüchtlinge, den Islam und das Verhältnis zu den Türken in Deutschland geht, steht sie dem rechtskonservativen Strippenzieher Gauland in nichts nach.

Merkel verantwortlich für Mord an Studentin gemacht

Nach dem Mord an einer Studentin in Freiburg warf Weidel bei einem Fernsehauftritt Kanzlerin Angela Merkel vor, „selbstverständlich“ indirekt dafür verantwortlich zu sein. In ihrer jetzigen Rede zur Spitzenkandidatur rief sie: „Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte!“

Weidel, inzwischen selbstständige Unternehmensberaterin, trat 2013 in die AfD ein. Nach ihrem Studium war sie für einen Finanzdienstleister tätig, bevor sie für sechs Jahre nach China ging. Jetzt ist sie das neue Aushängeschild der AfD.