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Skifox

Zappe(l)n auf der Piste

SERFAUS / Lesedauer: 4 min

Zappe(l)n auf der Piste
Veröffentlicht:04.02.2010, 14:20

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Im Tiroler Serfaus können Wintersportler sich nach Herzenslust mit den verrücktesten Sportgeräten austoben. Sei’s mit Skifox, Flizz, Swingbo oder Airboard.

Von unserem Mitarbeiter Norbert Eisele-Hein

Zappen, der Begriff steht eigentlich für das Hin- und Herschalten zwischen Fernsehsendern. Aktive Bewegung bringt dabei nur der Gang zum Kühlschrank in der Werbepause. Wenn in Wintersportgefilden von „Zappen“ die Rede ist, eröffnet sich dem Urlauber hingegen ein ganzer Kosmos an Bewegungsformen. Allerdings fordert der Wechsel zwischen den neuen Sportgeräten weitaus mehr Bewegungstalent, als bei Chips und Bier von ARD zu RTL und SAT 1 zu schalten.

Eine wahre Innovationswelle brandneuer Funsportgeräte schwappt diesen Winter auf die Pisten. Unter dem Motto „It‘s Wintertainment“ hat man in Serfaus diese dritte Dimension des Wintersports (neben Skifahren und Snowboarden) aufgegriffen. Im unterirdischen Take-Off-Center bei der Mittelstation Komperdell, das ebenso futuristisch wie funktional angelegt wurde, ist alles geboten, was in der nächsten, der Fun-orientierten Generation „State of the Art“ sein wird. Skifox, Snowdeck, Flizz, Snowscoot, Snowsnaker, Snowcart, Swingbo, Airboard und Skibike heißen die neuen Offenbarungen für den Pistenbetrieb.

Einige davon sind alte Bekannte in neuer, trendiger Verpackung. Das Swingbo zum Beispiel war schon mal Ende der 1980er-Jahre als Wegbereiter des Snowboards in den Wintersportarenen zu sehen. Das Airboard, ein aufblasbares Hightech-Luftkissen zum Rodeln glänzt mit tollem Design. Das Fahrerlebnis ähnelt allerdings stark dem Ritt auf einem prallgefüllten LKW-Schlauch. Das Snowcart, ein Go-Cart mit Kufen, dürfte wohl eher die Michael Schumacher-Fraktion unter den Wintersportlern ansprechen. Traditionell im Pustertal beheimatet ist der Flizz. Dort nennen ihn die Bergbauern Böckl und nutzen den Skirodel heute noch bei der Arbeit. Der neue, lautmalerische Kunstname stammt ausnahmsweise mal nicht aus dem Englischen.

Wer das unterirdische Neuigkeitenparadies verlässt, der wird überirdisch erst mal mit den Tücken eines neuen Sportgeräts konfrontiert -- trotz Einweisung. Einfach draufstellen und rasant runterrauschen funktioniert selbst bei multitalentierten Sportlern nur bedingt. Eine gewisse Aufwärmphase sollte sich jeder Zapper gönnen. Ein paar Probefahrten auf leichten und mittelschweren Pisten mit moderater Geschwindigkeit helfen bei der Neusortierung der geforderten Bewegungsabläufe.

Skifahren und Snowboarden lernt man schließlich auch nicht an einem Tag! Relativ schnell in den Griff bekommt man den Skifox, eine Art gefederter Sitz mit Monoski darunter. Die kurzen Spezialgleiter für die Füße passen an jeden Schuh und dienen der Stabilisierung, zur Richtungsänderung und für Notbremsen. Einmal daran gewöhnt, lässt es sich damit elegant über die Piste carven. Zu Beginn gewinnt der neutrale Beobachter jedoch den Eindruck, als hoppele ein Versuchskaninchen auf einer wildgewordenen Toilettenschüssel zu Tal. Der Snowsnaker dagegen ist eine harte Nuss. Diese Mischung aus Snake- und Snowboard zwingt selbst erfahrene Einbrett-Artisten häufig unfreiwillig in den Schnee. Aber was soll‘s: Spaßorientiert heißt ja auch, dass die anderen mal kräftig lachen dürfen. Fortgeschrittene lassen die Zuschauer dann mit Kurzschwüngen und neuen Sprungfiguren vor Neid erblassen.

Leider nicht Schlepp- und Sessellift-tauglich ist der Snowscoot. Diese anfangs unhandlich wirkende Mixtur aus BMX-Rad und Roller kann nur auf den über Gondeln zugänglichen Pisten eingesetzt werden. Wer den Snowboard-ähnlichen Drift mit dem Hinterteil des Vehikels erst raus hat, der wird im Pulverschnee voll auf seine Kosten kommen. Auf eisigen Pisten jedoch wird das Vehikel schnell eigenwillig. Die Kontrolle über das Sportgerät wird über den Lenker und das breite Board, worauf die Beine in einer Schlaufe lagern, hergestellt. Diese Ausgleichsarbeit fordert den Bizeps mächtig.

Sitzposition und Lenkung des Snowbikes erinnern zwar an ein gefedertes Mountainbike, aber wer mit den Gleitern an den Füßen zu strampeln beginnt, der hat verloren. Das Fahrverhalten ähnelt vielmehr dem Ski- und Snowboardfahren. Die Räder wurden durch zwei taillierte Kufen ersetzt. Fest im Sattel sitzend, mit weitgehend gestreckten Armen, zieht der Pilot elegante Schwünge durch den Schnee. Die Füße dienen zur Stabilisierung -- wie Stützräder bei einem Kinderrad. Das Kurvenfahren ähnelt dem Motorradfahren, das heißt, man dreht nicht nur den Lenker, sondern neigt den gesamten Körper in die gewünschte Richtung. Dank der hervorragenden Federung lassen sich mit einiger Übung auch Buckelpisten meistern.

Zum Kennenlernen all dieser Geräte hat Serfaus einen „Fun Day Tarif“ eingeführt, den man sich zusätzlich zum gewünschten Lift-Guthaben auf die Chipkarte laden kann. Das Vergnügen kostet im Vorverkauf zehn Euro pro Tag und ermöglicht die Benutzung von vier verschiedenen Geräten. Die kurze Einweisung gibt es gratis dazu. Für experimentierfreudige Schnupperer, die weder Muskelkater noch blaue Flecke scheuen, ein echtes Schnäppchen.

Weitere Informationen: Tourismusverband Serfaus, A-6534 Serfaus, Tel. 0043/5476-6239, Fax 5476-6813, [email protected], www.serfaus.com