StartseitePanoramaWellness ganz ohne heißes Wasser

Bäderstraße

Wellness ganz ohne heißes Wasser

Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Die neun Städte der Schwäbischen Bäderstraße sind durch einen Radweg verbunden. Ausflügler können dort Energie tanken und vergnügliche sowie lehrreiche Stunden verbringen.
Veröffentlicht:10.08.2018, 18:00

Von:
Artikel teilen:

Der Sommer lockt eher in die Freibäder statt in die Thermen. Eine Tour entlang der Schwäbischen Bäderstraße, die in diesem Jahr 40. Geburtstag feiert, zeigt jedoch, dass in den Kurorten das heiße Thermalwasser nicht der einzige Grund für einen Besuch sein muss. Stattdessen geht es in den Wald, auf den Fahrradsattel und barfuß durch den Matsch.

Kaum tauchen die Füße in den Teich des Kurparks in Bad Saulgau , schon machen sich die kleinen Fische ans Werk und knabbern Hautschüppchen von den Fußsohlen. Eine gratis Wellnessbehandlung, die im Sommer die Sitzplätze am Wasser knapp werden lässt, berichtet Bad Saulgaus Umweltbeauftragter Thomas Lehenherr. In engen Kontakt mit Fauna und Flora kommen Besucher der Kurstadt aber nicht nur im Wasser, sondern auch im nahegelegenen Wald hinter der Sonnenhoftherme.

Themenwege bei der Therme

Was in Japan als Waldbaden im Trend liegt, wird in Deutschland landläufig noch als ausgiebiger Waldspaziergang bezeichnet. Der noch entstehende Naturthemenpark Bad Saulgau bietet dazu schon jetzt ausreichend Gelegenheit. Er soll alle Lehrpfade der Stadt bündeln, konzentriert sich aber in der Umgebung der Sonnenhoftherme. Als „Umweltbildungstourismus“ bezeichnet Lehenherr dieses Projekt, über das er bundesweit Vorträge hält. Der Themenweg Wasser ist bereits angelegt und führt die Spaziergänger auf Stege, Teichplattformen und an den Matschplatz für Kinder. Am Bach lassen sich dort Dämme bauen und Insekten beobachten. Gespeist wird der Bach übrigens von abgebadetem und abgekühltem Thermalwasser.

In Zukunft sollen alle Lehrpfade zentral an einem Infopunkt zusammenlaufen. Am geplanten Infopunkt gibt es jedoch jetzt schon etwas zu erleben: Die interaktive Singvogeltafel spielt auf Knopfdruck Vogelstimmen ab.

Aber nicht nur in Bad Saulgau finden Urlauber Entspannung in der Natur. Die Bäderstraße zieht sich durch neun Städte. Von Überlingen über Bad Saulgau, Bad Buchau, Bad Schussenried, Aulendorf, Bad Waldsee und Bad Wurzach bis in die bayerischen Kurstädte Bad Grönenbach und Bad Wörishofen. Um sie zu erkunden bietet sich als Transportmittel gerade im Sommer das Fahrrad oder das E-Bike an. Ladestationen gibt es entlang des rund 250 Kilometer langen Bäderradwegs genügend. Wer sich fünf Tage Zeit nimmt und die Strecke in Etappen zu je rund 50 Kilometern einteilt, sitzt am Tag etwa vier Stunden im Sattel und hat genügend Zeit, um hier und da abzusteigen.

Entspannen in der Saunalandschaft

Beispielsweise an der Schlossbrauerei in Aulendorf. Brauer Florian Angele führt selbst durch den Brauprozess in der Säulenhalle seiner Brauerei. Bei den Führungen lässt Angele seine Besucher nicht nur die Rohstoffe kosten, sondern bietet auch sein Endprodukt zur Probe an. Mit frischem Bier in den Satteltaschen führt die Etappe im überwiegend flachen Gelände durch kühle Wälder und kleine Dörfer. Als Zwischenziel bietet sich etwa auch Bad Waldsee an. Vom Fahrrad lässt es sich dort direkt auf das Aquabike umsatteln oder in der ausgedehnten Saunalandschaft entspannen. Abseits der Therme bietet der Stadtsee-Aktivweg die Möglichkeit, den Spaziergang aktiver zu gestalten. Etwa beim Lauf durch das Labyrinth oder an den Sportgeräten.

Wie viele andere Orte auf der Bäderstraße bietet auch Bad Waldsee Kneipp-Anwendungen an. Deren Ursprung führt aber ans Ende der Bäderstraße, nämlich nach Bad Wörishofen, wo Pfarrer Sebastian Kneipp lebte und wirkte. Kneippen – dahinter verbergen sich nicht nur Armbad und Wassertreten. Wer in Bad Wörishofen auf den Spuren von Sebastian Kneipp wandeln will, der zieht im Kurpark als erstes die Schuhe aus. So die Empfehlung vom selbst ernannten „Barfußindianer“ Toni Fenkl.

Denn barfuß gehen, das härtet ab und leitet die giftigen Stoffe aus dem Körper, sagt er. Mehr noch, verspricht Fenkl: Der Stoffwechsel wird angeregt, die Atmung und die Durchblutung verbessern sich und auch der Gleichgewichtssinn wird geschult. Der Kurort bietet dafür einen ganzen Parcours. Rund anderthalb Kilometer führt der Barfußpfad im Kurpark über Wiesen, verschiedene Böden, über Tannenzapfen, Holzschnitzel, Kiesel und Sand und in ein Becken, das knietief mit Matsch gefüllt ist.

Als Abschluss empfiehlt Fenkl aber doch noch die klassische Kneipp-Behandlung: die Arme bis zum Ellenbogen ins kalte Wasser, dann ein paar Runden im Wassertretbecken. Im Hochsommer eine willkommene Abkühlung.