StartseiteRegionalRegion TuttlingenSpaichingenMusik lässt Pfingsten nochmals aufleben

Orgelkonzert

Musik lässt Pfingsten nochmals aufleben

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Bezirkskantor Thomas Rapp spielt Werke, die ein gemeinsames Thema haben
Veröffentlicht:25.06.2012, 15:25

Artikel teilen:

Mit einem virtuosen Orgelkonzert in der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul hat Thomas Rapp , Bezirkskantor aus Geislingen an der Steige, das Patroziniumsfest der katholischen Kirchengemeinde harmonisch ausklingen lassen. Für sein Konzertprogramm hatte sich der 32-Jährige Orgelstücke ausgesucht, die fast alle einen thematischen Bezug zum Pfingstfest hatten. „Pfingsten ist ja erst gewesen. Da passt die Musik, die ich an Pfingsten in der Stadtkirche Geislingen gespielt habe“, erklärte Rapp. Seine Ehefrau, die ihn begleite, assistiere ihm als Registrantin.

„Wie setzen vier Komponisten aus drei Jahrhunderten den Pfingstgedanken von der Aussendung des Heiligen Geistes in Musik um?“ Die musikalische Antwort auf diese Frage war Hauptinhalt des Orgelkonzerts. Nicolas de Grigny , einst Organist zu Reims/Frankreich, und Johann Sebastian Bach, Thomaskantor in Leipzig, ließen in ihren Werken viel Raum für barocken Glanz, aber auch für kontemplative Ruhe. Grignys Vertonung der Hymne „Veni, creator“ kam als Thema mit Variationen daher, wo Rapp den gregorianischen Cantus firmus in fünf verschiedenen Varianten und ideenreich registriert durchführte. Plein Chant, Fugue, Duo, Récit und Dialogue hatte Grigny die Sätze überschrieben. Besonders die originelle Krummhorn-Version des „Récit de Cromorne“ gefiel.

Von Bach hatte der Organist drei wenig bekannte Pfingst-Werke aus den „Leipziger Chorälen“ ausgesucht: BWV 667, 652, und 651. Hier empfahl sich das packende dreistimmige Figurenwerk BWV 651, das sich intensiv über dem Cantus firmus des Pedals aufbaute.

Max Reger flehte in typisch Regerscher Harmonik in seiner Komposition „Pfingsten“ ebenfalls „Komm, Heiliger Geist!“ Das sphärische Schweben im Pianissimo schwoll zu inbrünstiger Bitte im Fortissimo an und entlud sich in einem pompösen emotionalen Schluss. Beim passionierten französischen Organisten des 20. Jahrhunderts Maurice Duruflé kamen die Variationen über das Thema „Veni, creator“ in moderner Gewandung daher. Der aus Bopfingen stammende Organist genoss es sichtlich, den Cantus firmus bis zum grandiosen Finale effektvoll durch alle Stimmen zu ziehen.

Schlichter, schnörkelloser, weniger blumig, aber nicht weniger fulminant spielte Thomas Rapp „Präludium und Fuge in fis“ des Lübecker Meisters Dietrich Buxtehude, wieder in interessanter Harmonik mit der Form- und Farbenvielfalt des norddeutschen Barock.

Zum krönenden Schluss gab’s ein gigantisches Werk, das dem Organisten höchste Konzentration abverlangte: „Pièce Héroïque“ in h-moll von César Franck. Rapp interpretierte das fantasievoll-heroische Werk, das fast schon an dramatische Opernmusik erinnerte, wie ein Orgelspieler, der seinen Eingebungen folgend improvisiert. Floskelhafte Melodiebänder fasste er, um sie gleich wieder flattern zu lassen. Das Stück begann in fast mystischer Weise und gipfelte in einer choralartigen Melodie, die zum Abschluss eines großen Konzerts im Fortissimo das ganze Kirchenschiff erzittern ließ.