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Energiekonzern

Virtuelle Führungen durch Fukushima

Tokio / Lesedauer: 2 min

Tepco baut Angebot für Katastrophentouristen aus
Veröffentlicht:12.11.2018, 19:18

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Der Energiekonzern Tokyo Electric Power Company ( Tepco ) schleust Katastrophentouristen durch das 2011 havarierte Kernkraftwerk Fukushima – mit einem virtuellen Rundgang namens „Inside Fukushima Daiichi“. Nach der japanischen Version, die im März ins Netz ging, existiert dieser Internetauftritt jetzt auch in englischer Sprache.

Für die meisten Menschen ist schon der Begriff „Fukushima“ Horror genug. Glaubt man dem Betreiber des 2011 havarierten Kernkraftwerkes in der gleichnamigen japanischen Präfektur, gibt es jedoch noch immer weltweit viele Interessierte, die Genaues über Schicksal und den aktuellen Stand des berüchtigten Katastrophen-AKW wissen wollen.

Zehn virtuelle Routen

Im März 2011 hatte ein schweres Beben einen Tsunami ausgelöst – mit katastrophalen Folgen für das AKW. Dabei kam es in drei von sechs Reaktoren zur Kernschmelzen, mehrere Blöcke wurden durch Wasserstoffexplosionen zerstört. Nach dem Desaster wurden 160 000 Menschen evakuiert. Bis heute leben noch mehr als 40 000 Einwohner der umliegenden Orte in der Fremde.

Bei Tepcos virtuellem Rundgang durch das havarierte Kraftwerk sollen Besucher nun neben Erklärungen zum Werk mit den insgesamt sechs Reaktoren vor allem die Stilllegung und Dekontaminierung der zurückliegenden sieben Jahre verfolgen können. Zur Auswahl stehen zehn Routen, je nach radioaktiver Verstrahlung in rote, gelbe und grüne Zonen unterteilt. In der roten Zone stehen die Krisenreaktoren. Der größte Teil des Areals ist als grünes und damit recht ungefährdetes Gebiet markiert. Als Messwerte werden die im März dieses Jahres gemessenen Strahlungswerte angezeigt. Man will – so der Konzern – neben den schriftlichen Informationen auch einen visuellen Eindruck von den aktuellen Gegebenheiten und Arbeiten vor Ort vermitteln.

Der virtuelle Auftritt ist in Japan sehr umstritten. Will Tepco damit Werbung machen oder ist es blanker Voyeurismus für Katastrophen-Touristen? Der Tokioter Energieriese geriet nicht nur durch eine intransparente Informationspolitik nach dem beinahe Super-Gau in Verruf. Auch die Aufräumarbeiten werden von der japanischen Öffentlichkeit als schleppend und wenig transparent kritisiert. Bis heute wiegelt der Energiekonzern Klagen, Vorwürfe und Fakten ab.

Im September erst erkannte der japanische Staat offiziell den ersten Todesfall durch Strahlung in Fukushima an. Laut dem Gesundheitsministerium sei ein 41-jähriger AKW-Angestellter an Lungenkrebs gestorben, der auf die erhöhte Radioaktivität während des Unglücks zurückzuführen sei.