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Sinnesreise

Sinnesreise weckt Erinnerungen der Bewohner

Schemmerhofen / Lesedauer: 2 min

Beim Sommerfest des Wohnparks St. Klara werden alte Werkzeuge gezeigt
Veröffentlicht:27.06.2012, 18:40

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Auf eine Reise in längst vergangene Zeiten hat Angelika Hecht die Bewohner und Gäste des Wohnparks St. Klara Schemmerhofen mitgenommen. Beim Sommerfest zeigte sie Werkzeuge aus Haushalt, Handwerk und Landwirtschaft. Bürgermeister Eugen Engler heizte den Dinnete-Ofen an.

Wie die Schneide einer Sense zu schärfen ist, muss Hecht nicht mit Worten beschreiben. Kaum streckt sie den Dengelhammer zum Zeigen in die Luft, erhebt sich auch schon Bewohner Josef Hehle, 90 Jahre alt, nimmt die Sense in die Hand und demonstriert, wie mit kurzem, schnellem Klopfen richtig gedengelt wird. „Herr Hehle ist ein Allrounder“, sagt Hecht, „und er will immer etwas schaffen.“ Für das Sommerfest hat die Mitarbeiterin aus den Orten im Umkreis alte Werkzeuge zusammengetrieben, darunter beispielsweise ein Gerät zur Verarbeitung von Flachs aus dem Jahr 1868, eine Krautschneide und die Ausrüstung eines Schusters aus Alberweiler mit Original-Schürze.

An die zur Schau gestellten verzinkten Waschzuber kann sich die 103-jährige Bewohnerin Johanna Wurm gut erinnern. Immer montags wurde bei ihr zu Hause zuerst die weiße, dann die bunte Wäsche, anschließend Socken und ganz am Schluss die Füße durch die Waschbrühe gezogen. Die am Vorabend eingeweichte Wäsche hat sie auf dem Tisch gebürstet. „Flecken am Kragen haben wir mit Schmierseife herausbekommen“, sagt Johanna Wurm.

Gedächtnisarbeit nennt Angelika Hecht die Momente, in denen sie mit den Bewohnern Sinnesreisen macht. „Besonders Demenzkranke, die sich kaum erinnern, können über ihnen bekannte Gegenstände stimuliert werden.“ Als der ehemalige Schäfer Josef Schuhmacher aus Laupheim seine Schäferschippe in der Hand hält, den traditionellen Hut trägt, und alle gemeinsam das Lied der Berge, „La Montanara“, singen, vermag man die Sehnsucht nach seiner Herde in den blauen Augen zu erkennen. Drei seiner Schafe hat er nach Schemmerhofen mitgenommen. Die Tochter versorgt die Tiere täglich.

Für kulinarischen Genuss sorgen Bürgermeister Eugen Engler und seine Frau Josefa Engler. Im vergangenen Jahr hat der Schultes die Zusage gemacht, einen Ofen zu besorgen, unter der Prämisse, es finden sich zwei Helfer, die diesen an Festen bedienen. Weil bis dato jedoch niemand zur Verfügung stand, macht sich das Ehepaar selbst an die Arbeit und formt, belegt, backt und verteilt zusammen mit den Helfern des Fördervereins und Mitarbeitern des Wohnparks eine Dinnete nach der anderen. Die Bewohner des Wohnparks und des betreuten Wohnens sowie ihre Gäste bedanken sich mit großem Appetit.