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Trinkwasserpreis

Trinkwasserpreise klettern

Berlin / Lesedauer: 3 min

Debatte um Ursachen – Regionale Unterschiede – Warnungen vor Verunreinigungen
Veröffentlicht:11.05.2018, 20:06

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Die Trinkwasserpreise für Verbraucher in Deutschland sind in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen. Zwischen 2005 und 2016 legten sie um 25 Prozent zu, wie die Grünen-Fraktion am Freitag in einer Analyse auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts bemängelte. Für einen Haushalt von zwei Personen bedeute dies Mehrausgaben von 50 Euro pro Jahr. Zuvor hatte die „Saarbrücker Zeitung“ darüber berichtet. Demnach sind vor allem seit 2014 die Trinkwasserpreise stark geklettert.

Indes gibt es Uneinigkeit über die Berechnungsgrundlage. Die Grünen machen für den Anstieg auch den Einsatz von Düngern verantwortlich. Dagegen wehrte sich der Bauernverband. Die Wasserwirtschaft erklärte, die Trinkwasserpreise seien nicht stärker gestiegen als die Inflation. Sie sieht aber Gefahren für die Wasserqualität.

Etwas abweichende Daten liegen für Baden-Württemberg vor, das bestätigte das Statistische Landesamt auf Nachfrage der „ Schwäbischen Zeitung “. Demnach sind die Trinkwasserpreise zwischen 2005 und 2016 im Südwesten nicht um 25 Prozent gestiegen, sondern um 21 Prozent – bei einer Inflationsrate von knapp 16 Prozent. Im Zeitraum 2014 bis 2016 betrug der Preisanstieg beim Trinkwasser knapp vier Prozent und die Inflationsrate 1,5 Prozent. 2017 lag der Preis für einen Kubikmeter bei 2,12 Euro.

„Allerdings können die Unterschiede von Gemeinde zu Gemeinde sehr groß sein“, betonte Karin Rommel, Fachreferentin beim Landesamt. Letztlich hänge der Trinkwasserpreis geografisch von seiner Verfügbarkeit ab, aber auch von der Qualität. Je schlechter diese, desto höher die Kosten für die Aufbereitung.

Die Grünen fordern in diesem Zusammenhang schärfere Gesetze für den Einsatz von Gülle, Pestiziden und Arzneien, die Grundwasser verunreinigten. „Wir müssen runter mit der Düngemenge“, sagte Anton Hofreiter , Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen, zur „Schwäbischen Zeitung“. Die gerade erst in Kraft getretene neue Düngeverordnung greife da zu kurz, so Hofreiter weiter. „Sie muss noch einmal verschärft werden.“ Außerdem solle die industrielle Massentierhaltung deutlich reduziert werden. „Das wären wirksame Maßnahmen, um den Qualitätsverlust des Grundwassers und damit den Preisanstieg für Trinkwasser zu stoppen.“

Der Bauernverband entgegnete, die Auflagen für Landwirte in Trinkwassergebieten seien bereits „exorbitant“. Ein Referent sprach von „Panikmache“ der Grünen.

Darüber hinaus, stellen die Grünen fest, sinke der Wasserverbrauch pro Kopf seit Jahren, wodurch höhere Kosten für das Spülen der Leitungen entstünden. Teils müssten auch Netze verkleinert werden. Wasserversorger legten die Kosten oft auf Verbraucher um. „Die Bundesregierung lässt die Verbraucher mit den steigenden Trinkwasserkosten alleine“, kritisieren sie.

Kosten für Trinkwasseraufbereitung

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erklärte, der Anstieg der Trinkwasserpreise seit 2005 überträfe zwar nicht die Inflation, jedoch müsse Trinkwasser besser geschützt werden. Ein EU-Gutachten zeige, dass an 28 Prozent der Messstationen die Nitratbelastung überschritten werde. „Die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers erfordert eine immer kostenintensivere Trinkwasseraufbereitung“, sagte Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer beim BDEW für Wasser und Abwasser. Entsprechende Investitionen, da sind sich Experten einig, würden die Trinkwasserpreise allerdings spürbar steigen lassen.

Baden-Württemberg ist bei der Belastung durch Nitrat zwar nicht so stark betroffen wie andere Bundesländer, allerdings gibt es auch hier starke regionale Unterschiede. So sind die Nitratwerte dort erhöht, wo Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt werden – etwa im Kreis Biberach wegen der auf den Feldern ausgebrachten Gülle aus der Viehhaltung.