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Wettermann

Roland Roth: der Mann, der das Donnern liebt

Panorama / Lesedauer: 4 min

Oberschwäbischer Wetterexperte wird am Sonntag 60 Jahre alt
Veröffentlicht:04.07.2014, 18:37

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Er ist der Wetterexperte der Region: Roland Roth aus Bad Schussenried . Am Sonntag wird er 60 Jahre alt. Was er bei Gewitter mit einem Kescher macht, hat er der „Schwäbischen Zeitung“ verraten.

Wenn es hagelt, sitzt Roland Roth am liebsten in seinem Gewächshaus. Er hält dann einen Kescher ins Unwetter und fängt die Hagelkörner auf. Die Ausbeute wäscht er, füllt sie in ein Bierglas und gießt sich ein Kristallweizen darüber. „Ich werde nie den Blick meiner Frau vergessen, als sie mich das erste Mal mit dem Kescher gesehen hat“, sagt Roth.

Der Mann aus Bad Schussenried erzählt solche Anekdoten gerne. Er weiß, wie exzentrisch sie klingen, als Medienprofi weiß er aber auch, dass man sie gerne hört und aufschreibt. Begeisterung fürs Wetter und ein Talent, diese zu teilen: Diese Kombination hat Roland Roth zum Wetterexperten Oberschwabens gemacht.

„Oberschwäbischer Dickkopf“

Seine erste Wetterstation kaufte Roth als 13-Jähriger. Die 1200 D-Mark dafür verdiente er sich mit Heimarbeit. Werbetafeln sollte er bekleben. Als ein Lkw vor dem Elternhaus in Bad Schussenried anhielt und eine Wagenladung Kartons im Wohnzimmer ablud, gab es Ärger mit Vater Roth. Doch einer Auseinandersetzung ging Sohn Roland schon damals nicht aus dem Weg. „Wenn ich mit jemandem nicht gestritten habe, kenne ich ihn nicht richtig“, sagt Roth. Er ist, das bestätigen Ehefrau Gudrun und Freunde ebenso wie er selbst, ein „oberschwäbischer Dickkopf“.

So setzte er sich gegen den väterlichen Widerstand durch, stellte sein erstes Messgerät 1968 im Garten auf und spannte die Mutter als Helferin ein. Sie war die Eerste in einer Reihe von Menschen, die Roth für das Wetter begeistern konnte. Der Zweite war Oswald Metzger , den Roth überzeugte, ihn beim Ablesen der Wetterstationen zu vertreten. Mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten ging Roth schon in den Kindergarten.

Sie engagierten sich im Jugendhaus der Stadt, gründeten in den 1970er-Jahren das alternative Magazin „Motzer“. „Wir waren die Rebellen“, erinnert sich Roths Freund Metzger. Ihre Artikel bescherten den beiden Polizeibeobachtungen in den Jahren des RAF-Terrors, als Linke unter Generalverdacht standen.

Rebellen im Ratssaal

1980 schafften es Metzger und Roth als Mitglieder der von ihnen gegründeten Unabhängige Liste in den Gemeinderat von Bad Schussenried. Lange hielt es der Wettermann nicht aus: „Mich hat das verrückt gemacht, im Ratssaal zu sitzen, wenn es draußen gewittert hat.“ Draußen gab es mehr spannende Stürme als drinnen, so schied Roth aus. Er widmete sich neben dem Wetter seinem Job als Hauptschullehrer. Die Meteorologie, seine Leidenschaft, hatte er vorher einmal zurückgestellt für eine andere: Oberschwaben. Für ein Meteorologie-Studium hätte Roth nach Berlin gemusst. Aber „Role“ wollte nicht weg. „Ich liebe Oberschwaben, das Allgäu. Die Hügel, die Alpen, der Fön und der Stauregen – herrlich!“

„Ein Motor in dieser Region“

Extremwetter mag er „Das Unberechenbare fassen“, beschreibt er, was ihn an der Beobachtung von Temperaturen, Niederschlägen und Wind fasziniert. Was mit einer Station im Garten begann, entwickelte sich zum größten Wetterdienst im Südwesten, der Wetterwarte Süd.

So groß seine Begeisterung für das Wetter ist, es ist nicht Roths einzige. Fahrradfahren, „10000 Kilometer im Jahr“, Rockmusik, zum Beispiel von der Kultband „Krachmusikoff“ hören, Konzerte veranstalten, Loipen bei Bad Schussenried spuren. Sein Job und die Familie, Ehefrau Gudrun und drei erwachsene Kinder.

„Roland ist ein Motor in dieser Region, der die Menschen mitreißt“, beschreibt Oswald Metzger den Freund. Eines glaubt er ihm bei aller Verbundenheit aber nicht: Dass Roth seine Ankündigung aus dem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ wahr macht: „Wenn ich in Rente gehe, ist Schluss mit dem Wetter!“

Wetterwarte Süd

Die Wetterwarte Süd hat 220 ehrenamtliche Helfer. Sie betreuen 48 Wetter und 150 Niederschlags-Stationen in Oberschwaben und Schwaben, dem baden-württembergischen Allgäu, auf der Schwäbischen Alb, dem Linzgau, dem Hegau sowie dem Hinterland des Bodensees. Ein Kernteam von 20 bezahlten, nebenamtlichen Mitarbeitern versorgt Medien wie die „Schwäbische Zeitung“ mit Wettervorhersagen, für die die Kunden Geld bezahlen.