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Restaurantkritik: Indische Küche in der Weingartener „Post“

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Erfrischend authentisch und würzig wird indisches Essen in der Post Amrit im oberschwäbischen Weingarten serviert. Eine gute Adresse für Anfänger und Fortgeschrittene, findet Gastrokritiker Erich Nyffenegger.
Veröffentlicht:02.06.2018, 07:00

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Mit Fremdsprachen ist es so eine Sache: Sie zu erlernen ist mühsam, und selbst mit einem ansehnlichen Vokabular ist noch längst nicht sichergestellt, dass es mit der Verständigung klappt. Gott sei Dank gibt es Landesküchen! Denn mit Essen lässt sich Wertschätzung und Anerkennung jenseits irgendwelcher Vokabeln noch immer am besten auf den Punkt bringen. Und obwohl uns das Indische mit seinen ungezählten Dialekten mehr als spanisch vorkommt, schaffen es die Wirtsleute des Restaurants Zur Post Amrit in Weingarten, kulinarisches Wohlgefühl zu verbreiten – auch und gerade bei Gästen ohne Vorkenntnisse der indischen Küche.

Familie Singh bemüht sich übrigens redlich, das Lokal mit ein bisschen indischer Dekoration von der rustikalen Biederkeit zu befreien. Das gelingt stellenweise recht gut, aber um es auf einen Punkt zu bringen: Weingarten ist nicht Bombay. Und Dekoration nicht die Hauptsache.

Die Betreiber gönnen ihren Gästen von allem reichlich, angefangen bei der Freundlichkeit bis zum Essen. Der ideale, weil knusper-federleichte Einstieg sind die Papadam, sehr dünne Fladen, die aus Linsenmehl bestehen. Gewürze wie Kreuzkümmel und Pfeffer sind Bestandteil des Teigs, der dann in Öl herausgebacken wird. Das Ergebnis ist ein fast glasdünnes Vergnügen, welches in Verbindung mit den gereichten Soßen die reine Gaumenfreude ist. Im konkreten Fall begleiten die Papadams und alles weitere, was da noch kommen soll, eine erfrischende Minzsoße, ein Mango-Chutney sowie eine Tunke aus Tamarinden, die in ihrer süßlichen Würzigkeit an reife Pflaumen erinnert.

Ein indischer Vorspeisenklassiker ist das Gemüse und Huhn in Backteig, der in der Regel aus Kichererbsenmehl bereitet ist – ergänzt um Gewürze, die nur der Inder selbst kennt. Jedenfalls sorgt die Teighülle dafür, dass Gemüse oder Fleisch ihren Saft und somit Geschmack bewahren – eine Kunst, die im Amrit zum Standard gehört, wobei die Soßen für gut ausbalancierte Aromenkontraste sorgen.

Nach fehlendem Fleisch schmeckt es nicht

Dass die indische Küche ausgezeichnet ohne Fleisch auskommt, zeigen zwei Hauptgerichte: Zum einen die schwarzen Linsen mit Zwiebeln, Tomaten, Ingwer und Knoblauch, die dank der Gewürzgeheimnisse keineswegs nach fehlendem Fleisch schmecken. Zum anderen den oder das Palak Paneer, einen hausgemachten Hüttenkäse, der im kleinen Schmortöpfchen direkt am Tisch eine ebenso cremige wie geschmackvolle Wahl ist.

Wenn aber doch Fleisch, empfiehlt sich das Huhn aus dem Tandoori-Ofen. Zunächst in Joghurt und Gewürzen mariniert, erreicht es in der Hitze geschmackliche Tiefe und Zartheit vom Allerfeinsten.

Heimlicher Star: das Brot

Die heimlichen Stars sind aber die Brotvariationen aus dem gleichen Ofen: etwa das Roti, ein saftig-weicher Fladen aus Roggenmehl. Das klassische Naan, ein helles Hefe-Fladenbrot, steht ihm in nichts nach. Da wirkt der Basmatireis – obwohl tadellos zubereitet – fast etwas unscheinbar.

Davon abgesehen, dass die Familie Singh so manches Gericht vielleicht nur zurückhaltend würzt, weil der hiesige Gaumen sonst in Schärfe verglühen müsste, wirkt das Amrit erfrischend authentisch. Geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene.