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Ein Schulleiter auf Motivsuche

Meersburg / Lesedauer: 3 min

Jürgen Ritter von der Sommertalschule bezeichnet sich als Amateurfotograf – Heute Ausstellungseröffnung
Veröffentlicht:03.05.2013, 18:45

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Die eigentliche Aufgabe von Jürgen Ritter ist das Amt des Schulleiters an der Sommertalschule in Meersburg. Deshalb bezeichnet er das Fotografieren als „Korrektiv“, als Ausgleich zum beruflichen Alltag. Seit seinem sechsten Lebensjahr hat er sich in die Arbeit mit der Kamera verliebt. So sehr, dass er am heutigen Samstag 35 seiner Werke im Rheintorturm in Konstanz ausstellen kann.

Angefangen habe alles mit einer „Mickey-Mouse-Kamera“, so Ritter. Als treuer Fan und Leser habe er „genügend Mickey-Mouse-Punkte gesammelt“ und die Streichholzschachtelgroße Kamera geschenkt bekommen. „Da hat mein Interesse für Fotografie begonnen“, sagt Ritter heute. Seine Leidenschaft wächst in den Folgejahren, ebenso die Größe seiner Kameras. Im Schwerpunktfach Kunst und während seines Studiums der Kunsterziehung in Weingarten vertieft Ritter seine technischen Fähigkeiten. „Danach ist das Fotografieren dann beruflich bedingt auf der Strecke geblieben.“

Blick für Kleinigkeiten

Erst vor gut zehn Jahren flammt sein Hobby mit der Digitalfotografie wieder auf. Seither geht es Ritter vor allem um die künstlerische Fotografie und deren Gestaltungs- und Umwandlungsmöglichkeiten. „Es geht um die Frage, wie sich Bildwirkungen steigern lassen, eben auch in schwarz-weiß. Also um die Bearbeitung des Fotos“, erklärt der 58-Jährige. Seine Art zu fotografieren nennt sich „Straßenfotografie“. Dabei gehe es nicht um Inszenierung, „das Motiv kommt quasi zum Fotografen, nicht der Fotograf zum Motiv“, so Ritter.

Es gehe besonders um den Prozess der Motivfindung, sagt Ritter. Anders als die übliche Urlaubsfotografie, in der es vorrangig um Erinnerungen geht, steht bei Straßenfotografie die emotionale Welt im Vordergrund. „Es geht um Details und Kleinigkeiten, für die vielen der Blick fehlt.“ Trotz seiner langjährigen Erfahrung versteht sich Ritter aber ausdrücklich nicht als Profi. „Ich bin nur ein Hobbyfotograf und sehe mich überhaupt nicht als Konkurrenz zu professionellen Fotografen.“ Sein Hauptgeschäft habe er schließlich in der Schule zu erledigen, das Knipsen bringe ihm dafür die notwendige Entspannung. Nicht verwunderlich also, dass er nach zehntägigen Urlaubsreisen gerne über 500 Fotos mit nach Hause bringt.

Heute also eröffnet der Schulleiter seine „erste Foto-Ausstellung seit meinem Studium“, wie er sagt. Im Rheintorturm hält um 16 Uhr der Literaturwissenschaftler Ulrich Gaier die Laudatio. Ritter hofft nicht nur dann auf viele Gäste, sondern auch in den kommenden vier Wochen. Denn weitere Projekte hat er bereits im Hinterkopf. Grafittis und Litfasssäulen hat er für Motiv-Serien im Auge. Außerdem will er in den kommenden Monaten verstärkt mit einer alten Polaroid-Kamera experimentieren. Mit Nervosität hat Jürgen Ritter trotz seiner Ausstellungspremiere nicht zu kämpfen. „Ich habe eine sehr kritische Frau, die auch aus der künstlerischen Ecke kommt. Die berät mich ganz gut“, sagt er mit einem Schmunzeln. Nervosität also Fehlanzeige: Das Fotografieren dient ja schließlich auch nur der Entspannung.

„Augenblicke in Schwarz und Weiß“, Vernissage, Samstag, 4. Mai, 16 Uhr, Rheintorturm in Konstanz, Öffnungszeiten bis 2. Juni, freitags von 18 bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.