StartseitePanoramaPro & Contra: Schuhe ausziehen in fremden Wohnungen?

Straßenschuh

Pro & Contra: Schuhe ausziehen in fremden Wohnungen?

Panorama / Lesedauer: 3 min

Ist es zumutbar und wünschenswert, dass Gäste ihre Schuhe abstellen wie Familienmitglieder – oder pingelig und peinlich?
Veröffentlicht:29.03.2019, 15:38

Artikel teilen:

Straßenschuhe ausziehen oder anlassen? Diese Frage stellen sich viele, wenn sie andere besuchen. In der Mehrheit (53 Prozent) der Haushalte mit Kindern wird erwartet, dass der Besuch seine Schuhe auszieht – zumindest bei Schmuddelwetter oder wenn gerade geputzt wurde (Foto: dpa). Das ergab jetzt eine repräsentative Befragung von Müttern mit kleinen Kindern.

Pro: Den Dreck lassen wir vor der Haustüre

Von Miriam Heidecker

Meine Kinder sind noch klein, sie spielen meistens auf dem Fußboden. Schon allein deshalb heißt es bei uns zu Hause: Schuhe aus! Doch nicht nur deshalb. Straßenschuhe heißen so, weil sie für draußen gedacht sind. Und das hat nichts mit Sauberkeitswahn zu tun. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt reicht aus, um einen Eindruck zu bekommen, was sich alles auf unseren Gehwegen platttritt. Angefangen von Hinterlassenschaften von Hunden bis zu denen von Menschen, die es bevorzugen, ihren Naseninhalt geräuschvoll anstatt in ein Taschentuch auf dem Boden zu platzieren. Pfui, den Dreck lassen wir lieber vor der Haustüre. Deshalb macht es für mich auch keinen Unterschied, ob meine Kinder mit Gummistiefeln durch Matschpfützen stapfen und anschließend ins Wohnzimmer stürmen wollen, oder eben ein Erwachsener mit scheinbar sauberen Straßenschuhen gleiches plant.

„Meine Schuhe sind sauber“ oder „Dreck macht Speck“ wendet manch ein Besucher ein. Ja, ist klar! Während ich dem renitenten Gast ohne zu zögern saubere Hausschuhe reiche, schlage ich im Gegenzug vor, einmal barfuß durch die Stadt zu spazieren oder sich einfach mal in der Fußgängerzone auf den Boden zu legen und zum Beispiel ein Puzzle zu machen. Bisher wollte es noch niemand testen. Warum wohl?

Contra: Lieber Dreck als Schweißabdrücke auf dem Boden

Von Simone Haefele

Zu Hause laufe ich barfuß herum. Oder strumpfsockig, wie die Schwaben sagen. Ohne Unbehagen, denn ich weiß, wie bei mir geputzt ist. Bin ich aber zu Besuch, lass’ ich meine Schuhe an. Konsequent – oder bockig, je nach Standpunkt. Die Frage: „Soll ich die Schuhe ausziehen?“ kommt mir nie über die Lippen. Was meine Mitmenschen als unhöflich empfinden mögen. Und nur nach mehrmaliger Aufforderung bin ich bereit, mein Fußkleid in die Ecke zu stellen. Im Gegenzug wird nie jemand von mir die Worte hören: „Bitte zieh deine Schuhe aus.“ Selbst an eleganten Silvesterabenden dürfen die Damen mit Highheels übers Parkett stöckeln. Wie sieht das denn aus, kleines Schwarzes ohne Schuhe?!

Klar nervt es auch mich, wenn Handwerker mit schlammigen Baustellentretern über den gebohnerten Boden stapfen. Aber ausgesprochen spießig finde ich es auch, wenn ich in einem kinderlosen Haushalt bei trockenem Wetter gebeten werde, meine sauberen Schuhe auszuziehen. Was für die einen ein Akt der Höflichkeit ist, empfinden andere als eine ungebührlich intime Geste. Außerdem bekomme ich leicht kalte Füße (nicht doppeldeutig gemeint!). Und ich nehme in meinem Heim lieber ein bisschen Dreck in Kauf, als den Anblick löchriger Socken oder von Schweißfüßen hinterlassener feuchter Abdrücke.