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Engelsschule

Prinzessin schwört den Geistern ab

Oslo / Lesedauer: 4 min

Die von Märtha Louise von Norwegen gegründete „Engelsschule“ schließt
Veröffentlicht:17.09.2018, 20:11

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Norwegens Prinzessin Märtha Louise (46) hat das Interesse an Geisterbeschwörungen verloren. Ihre von den Untertanen belächelte Engelsschule soll im Mai 2019 für immer die Pforten schließen, kündigte sie am Freitag an.

Als sie 2007 ihr Ausbildungszentrum für Hellseher und Heilpraktiker gründete, löste das einen Tumult im Königreich aus. Zumal sie kurzerhand die Telefonnummer des Königspalasts ihres Vaters Harald V. als Firmenkontakt angegeben hatte. Ihre in Oslo gelegene Schule nannte sie zunächst „Astarte Education Center“, nach der semitischen Fruchtbarkeitsgöttin.

Die Prinzessin warb in der Präsentation der Schule unter anderem damit, dass sie Engel sehen könne. Später verriet sie zudem einer Regionalzeitung, dass sie dort auch mit Toten kommuniziert. Schon seit ihrer Kindheit am Schloss habe sie hellseherische und übernatürliche Fähigkeiten besessen, die sie gern weitervermittle. Während Anhänger des Übernatürlichen und von alternativen Heilmethoden die „mutige Wahl“ der Prinzessin lobten, protestierten Vertreter der norwegischen Kirche heftig. Die Prinzessin verstoße gegen den christlichen Glauben, für den das norwegische Königshaus steht. Andere beschimpften die Prinzessin in boshaften Leitartikeln der Zeitungen als Schwindlerin, die unverzüglich ihren Titel abgeben müsse.

Märtha Louise machte aber unbeirrt weiter. So bildet sie in einem dreijährigen Studiengang spirituellen Therapeutinnen aus. Die Ausbildung kostet umgerechnet 9520 Euro. Wer nur mal reinschnuppern will, kann das ein Wochenende lang für rund 370 Euro. Zusammen mit ihrer Freundin Elisabeth Nordeng, die auch die Schule mitgründete, gab sie das Buch „Die Geheimnisse der Engel“ heraus.

Gegensätzliche Energien

Doch nun soll also Schluss sein. Ab kommenden Sommer wird die „Engelsschule“ für immer ihre Pforten schließen berichtete die norwegische Presse. Es seine „Energien“ entstanden, die die beiden Schulgründerinnen nun in unterschiedliche Richtungen lenkten, so die Prinzessin.

Im Herbst werden die beiden Freundinnen aber noch ein Buch über Hochsensibilität und hochsensible Kinder herausbringen und auch alle bis zur Schulschließung geplanten Kurse geben, beruhigen sie. Laut dem Wirtschaftsblatt „Dagens Naeringliv“, hat die königliche Engelsschule im letzten Jahr immerhin einen Umsatz von 350 000 Euro erwirtschaftet. Schon früh entschied sich Märtha Louise ihre ganz eigenen Wege zu gehen. Und um das wirklich durchziehen zu können verzichtete sie sogar auf ihre Apanage. Das haben ihr die Untertanen hoch angerechnet. Schließlich ist das derzeit eine Seltenheit bei den vielen Müßiggängern unter den Königskindern in Europa.

Die Untertanen wissen auch: In einer gerechteren Welt würde Prinzessin Märtha Louise (46) Königin von Norwegen werden. Doch weil die Erstgeborene als Mädchen zur Welt gekommen ist, erbt stattdessen ihr jüngeren Bruder Hakoon (45) den Thron. Märtha Louise beteuert stets, dass ihr das nichts ausmacht. „Ich fühlte früher oft, dass ich nicht reinpasse“, erinnert sie sich in der Zeitung „Aftonbladet“. Als Kind habe sie gar ihre königliche Herkunft bezweifelt. Nachdem die Königin ihr „Die Prinzessin auf der Erbse“ vorlas, habe sie sich – vom Selbstzweifel geplagt – selbst eine Erbse unters Kopfkissen gelegt. Schlafen konnte sie dann ausgezeichnet.

„Ich fühlte mich damals nicht gut genug für die Prinzessinnenrolle. Ich fühlte, dass ich nicht den Status verdiene, den mir diese Rolle gibt. Ich suchte nach einer anderen Aufgabe“, schrieb sie offen in ihrem 2017 erschienen ersten Buch über „Hochsensible Personen“ (HSP), eine Persönlichkeitseigenschaft, an der grob 20 Prozent der Bevölkerung leiden sollen. Keine Schwingungen prallen an HSP-Menschen ab. Sie nehmen Sinnesreize und Gefühle viel stärker wahr als andere. Das erschwert ihnen das alltägliche Leben und lässt sie zu Außenseitern werden, erklärt sie im Buch.

Nach der Schließung der Engelsschule will sich die Prinzessin auf ein Hobby konzentrieren, bei dem es nicht um schwebende Halbgestalten, sondern konkrete wiehernde Vierbeiner geht. Schon immer hat sie Pferde geliebt. In Zukunft will sie den Untertanen auf ihrem Youtube Kanal „Hest360“ alles was man über Pferde lernen kann, beibringen.