StartseitePanoramaOlli Schulz beim Zeltfestival Freiburg

Zeltfestival

Olli Schulz beim Zeltfestival Freiburg

Freiburg / Lesedauer: 3 min

Olli Schulz beim Zelt-Musik-Festival Freiburg: Musik und Witze
Veröffentlicht:20.07.2018, 19:12

Artikel teilen:

„Ich habe nichts gelernt und das kommt davon“, kokettiert Olli Schulz in einem seiner Lieder und fügt ein gelassenes „Passt schon!“ hinzu. Denn für einen, der sein Abitur geschmissen und „null Karriereplan“ hatte, hat der Hamburger in den vergangenen 15 Jahren ganz schön viel ganz schön gut gemacht: Musik, Radio, Fernsehen, Kino und die Podcasts „Sanft & Sorgfältig“ und „Fest & Flauschig“ mit Jan Böhmermann . Vor allem diese dürften das auffallend junge, auffallend weibliche Publikum am Donnerstagabend zum Auftritt von Schulz beim Freiburger Zelt-Musik-Festival gelockt haben.

Einfach draufloslabern

Wenn einer auf so vielen Kanälen präsent ist, dann droht irgendwann die Gegenbewegung zur allgemeinen Zustimmung. Im vergangenen Februar schien es so weit: Nach drei Jahren veröffentlichte Schulz mal wieder ein Album unter dem schönen Titel „Scheiß Leben, gut erzählt“ – und erntete maue Kritiken. Zu Recht, muss man sagen, denn bis auf zwei Songs ist das Album nicht nur sehr kurz, sondern auch ziemlich daneben: Mal wird grauslig gerappt, mal jede Geschmacksgrenze unterschritten.

Und im Konzert? Da ist sämtliche Kritik sofort vergessen. Denn Olli Schulz funktioniert am allerbesten auf der Bühne. So sind die jungen Podcast-Fans nicht nur wegen der Musik gekommen, sondern weil sie den Olli einfach gerne draufloslabern hören. Und das macht er von Anfang an, vermengt Anekdoten mit Alltagsbeobachtungen und Bekenntnissen an die Macht der Liebe, während er schwitzend und meist etwas linkisch über die Bühne turnt, was einer jungen Zuschauerin ein „Ach wie süß!“ entlockt. So gilt Olli Schulz als ehrliche Haut mit Witz und Mut zu großen Gefühlen. Einer, bei dem nicht immer alles rundläuft.

Gern berichtet er von Erlebnissen mit seiner achtjährigen Tochter und den Schwierigkeiten, plötzlich den Erwachsenen geben zu müssen. Dazwischen erzählt er Sachen wie „Meine Mutter ist 65 und frisch verliebt, ist doch toll – o.k., nur für meinen Vater nicht.“ Das Programm ist eine lockere Revue, in der sich die Songs bestens einpassen, auch die besseren vom neuen Album. Es wird munter gekalauert. In solchen Momenten erinnert Schulz schon mal an Mike Krüger, er kann aber auch anders. „Als Musik noch richtig groß war“ ist etwa eine Hymne mit aufrichtigem Pathos, denn zwischen Shows wie „Schulz in the Box“ und Gastspielen bei „Circus HalliGalli“ bleibt die Musik Ollis große Liebe.

Lieber live

Um dieser zu huldigen, hat er sich mit Musikern umgeben, die zu jeder Schandtat bereit sind – an den Gitarren etwa „Hund Marie“ Max Schröder und die australische Musikerin Kat Frankie, die den Konzertabend bereits mit ihren eigenen melancholischen Songs eröffnet hat. Gemeinsam wagt man sich auch mal an Reggae-Einlagen oder den dramatisch arrangierten „Boogieman“. Und als es an den Zugabenblock geht, erklärt Schulz, warum er seit zehn Jahren nicht mehr in Freiburg gewesen sei: Direkt vor seinem damaligen Auftritt im Jazzhaus sei seine Oma gestorben und der Abend darauf ein Desaster geworden, was an seinem Musiker-Ego gekratzt habe. Da braucht es keine überraschende Wendung oder Pointe – Olli Schulz erzählt „einfach eine Geschichte des Lebens“. Dafür liebt ihn sein Publikum – und das funktioniert auf der Bühne noch besser als im Podcast.