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Nicht jeder Sieger ist ein Gewinner

Panorama / Lesedauer: 5 min

Erster Platz beim Eurovision Song Contest: Was wurde aus den Musikern?
Veröffentlicht:14.05.2015, 17:30

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Ein Auftritt beim Eurovision Song Contest: Was sich am Samstag, 23. Mai, vor mittlerweile fast 200 Millionen Fernsehzuschauern abspielt, stellt für viele Künstler ohne Zweifel den Höhepunkt der Karriere dar. Doch dann stellt sich die Frage: Was kommt danach? Die „Schwäbische Zeitung“ wirft einen Blick zurück auf die Sieger aus 60Jahren Eurovisions-Geschichte.

Die Legende

Die Erfolgsgeschichte von ist so einzigartig, dass man die Schweden unmöglich mit anderen Kandidaten in eine Kategorie packen kann. Für das Schweden-Quartett bedeutete der Sieg mit „Waterloo“ 1974 im britischen Brighton den Auftakt für eine Weltkarriere. Doch nicht nur kommerziell sondern auch künstlerisch ging es für Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid steil aufwärts: Nach zwei Alben mit eher harmlosen Songs im Stile ihres Siegertitels machten sie große Schritte auf dem Weg zum perfekten Popsong. Besonders leidenschaftlich verehrt werden Abba in Australien; in diesem Jahr darf der Kontinent ausnahmsweise am Wettbewerb teilnehmen.

Die Dauerbrenner

Naturgemäß ist die Liste der in der Versenkung verschwundenen Gewinner länger, aber eine beachtliche Zahl an Teilnehmern konnte an ihren Eurovisions-Triumph mit einer durchaus nachhaltigen Karriere anschließen. Eine der erfolgreichsten Formationen waren die Briten Bucks Fizz , die 1981 in Dublin mit „Making Your Mind Up“ knapp vor Deutschlands Beitrag ( Lena Valaitis mit dem dramatischen „Johnny Blue“) auf der eins landeten. Das verdanken sie ihrem denkwürdigen Auftritt, bei dem die beiden männlichen Mitglieder der Band die Röcke ihrer Kolleginnen mit einem Riss radikal verkürzten – der bis heute beim ESC beliebte Einsatz des Trickkleides war geboren. Es folgten zahlreiche weitere Hits, der größte und wohl beste davon war „Land Of Make Believe“.

Udo Jürgens hätte auch ohne Eurovisions-Triumph Karriere gemacht – die Nummer eins für „Merci, Chérie“ 1966 in Luxemburg hat aber sicher nicht geschadet. Hierzulande weniger bekannt ist, dass viele Kompositionen des Ende des vergangenen Jahres verstorbenen Österreichers auch international Erfolge feierten, Bing Crosby und Al Martino etwa sangen die englische Version von „Griechischer Wein“ als „Come Share the Wine“.

Einen ungewöhnlichen Verlauf nahm die Karriere von France Gall ; 1965 gewann sie in Neapel für Luxemburg den Eurovision Song Contest mit „Poupée de cire, poupée de son“. In eher brüchigem Deutsch sang sie den Song auch als „Das war eine schöne Party“ und hatte einige weitere Hits wie „Der Computer Nr.3“ Nach langer Pause landete sie 1988 wieder einen Hit in komplett anderem Stil – die großartige Ella- Fitzgerald-Hommage „Ella elle l’a“.

Und dann gewann 1988 eine gewisse Céline Dion in Dublin mit „Ne partez pas sans moi“ – und zwar für die Schweiz. Am musikalischen Gehalt der weiteren Karriere der Frankokanadierin scheiden sich die Geister – der gigantische kommerzielle Erfolg ist dagegen unumstritten…

Die Wiederholungstäter

Wer sich fragt, warum der Wettbewerb so oft in Dublin stattfand: So oft wie Irland hat kein anderes Land den ESC gewonnen. An drei der sieben Siege war beteiligt – zweimal mit eigenen Auftritten („What’s Another Year“, „Hold Me Now“) in den 1980ern, 1992 dann als Komponist von „Why Me“, Siegertitel für Linda Martin . Eine solche Erfolgsserie hätte Ralph Siegel sicher auch gerne erzielt, aber von seinen 19Kompositionen schaffte es nur Nicole 1982 mit „Ein bisschen Frieden“ an die Spitze. Daneben erzielte er aber mehrere Platzierungen in den Top 3.

Gleich zweimal hintereinander trat die zweite deutsche Siegerin Lena an und versuchte es nach „Satellite“ 2011 erneut mit „Taken by A Stranger“. Das reichte für den zehnten Platz – seinerzeit kritisiert, wäre man in diesem Jahr hierzulande damit wohl ganz zufrieden.

Die etwas anderen

Sieger, die aus dem Rahmen fallen, gab es einige – ganz frisch ist noch der Vorjahressieg der bärtigen Conchita Wurst . Auch die finnischen Zombierocker von Lordi sorgten mit ihrem Siegertitel „Hard Rock Hallelujah“ 2006 für Aufsehen. Der Triumph der transsexuellen Dana International , die 1998 für Israel mit „Diva“ antrat, hatte keine längere Karriere zur Folge – 2011 scheiterte sie bei einer erneuten ESC-Teilnahme bereits im Halbfinale.

Die Sieger der Herzen

Und schließlich gibt es noch zahlreiche Teilnehmer, die nicht auf der Eins landeten, aber trotzdem beachtliche Erfolge feierten. So landete „Nel Blu, Dipinto Di Blu (Volare)“ von Domenico Modugno 1959 für Italien nur auf der Sechs – wurde aber dennoch zum vielinterpretierten und millionenfach verkauften Klassiker. Cliff Richards schaffte es 1968 mit „Congratulations“ nur auf die Zwei. Der Weltstar dürfte es verschmerzt haben, trat 1973 mit „Power to All Our Friends“ nochmal an – und landete auf der Drei. Für Joy Fleming reichte es 1975 mit „Ein Lied kann eine Brücke sein“ gar nur für die 17 – dennoch gilt ihr Titel heute als einer der besten deutschen Eurovisions-Beiträge.

In der BBC-Show „Eurovision’s Greatest Hits“ erinnern zahlreiche Stars des Wettbewerbs an dessen 60-jährige Geschichte. NDR und MDR zeigen die Show am Sonntag, 16. Mai, um 23.15 Uhr. Im Digitalsender Eins Festival läuft sie am Freitag, 22. Mai, um 20.15 Uhr.