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Vortragsaal

Münchnerin will als erste deutsche Frau ins All

Garching / Lesedauer: 3 min

Suzanna Randall wird Kandidatin der privaten Raumfahrtinitiative „Die Astronautin“
Veröffentlicht:16.02.2018, 17:39

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Schwungvoll, so wie es ihre Art ist, steuert Suzanna Randall auf den Ausgang zu, um den Vortragsaal der Europäischen Südsternwarte (Eso) zu verlassen, wo sie soeben als neue Kandidatin von „Die Astronautin“ vorgestellt wurde. Doch gerade, als sie zur Tür hinaus will, wird die 38-Jährige unsanft zurückgerissen. Beim Blick nach unten entdeckt Suzanna Randall den Grund – und muss grinsen: eine Schlaufe ihres blauen Weltraumanzugs hat sich in der Türklinke verheddert.

Einige Handgriffe später hat sich die junge Frau befreit und eilt nach draußen – eine Szene, die zu den Weltraumambitionen von Suzanna Randall passt, die nun ebenfalls im zweiten Anlauf in Schwung kommen. Denn eigentlich war sie bei der Kandidatenkür von „Die Astronautin“ bereits ausgeschieden, knapp vor dem Ziel. So hatte die Jury vor fast einem Jahr die Meteorologin Insa Thiele-Eich (34) und die Eurofighter-Pilotin Nicola Baumann (32) ausgewählt. Sie sollten zu Astronautinnen ausgebildet werden, ehe eine von ihnen 2020 als erste deutsche Frau überhaupt in den Weltraum zur Internationalen Raumstation ISS fliegt – so das ehrgeizige Ziel der privaten Initiative. Vor einigen Wochen hatte Baumann dann aber ihren Rückzug erklärt, da sie und das Programm „nicht zusammenpassen“, wie sie im „Spiegel“-Interview sagte.

Als Nachrückerin wurde am Freitag Suzanna Randall präsentiert. Die gebürtige Kölnerin hat in London Astronomie studiert, in Kanada ihren Doktor in Astrophysik gemacht und arbeitet seit 2006 bei der Eso in Garching bei München – unter anderem am weltgrößten Radioteleskop, das in der chilenischen Atacamawüste steht. Die Reise ins All sei für sie ein „Kindheitstraum“, sagt die 38-Jährige, wobei sie als kleines Mädchen noch davon überzeugt war, „dass alle Astronauten Männer sein müssen“. Erst Sally Ride, die 1983 als erste Amerikanerin in den Weltraum flog, habe ihr die Augen geöffnet. „Das war eine Frau, die sah auch noch ein bisschen aus wie ich. Da habe ich gedacht: Das mache ich auch.“

Zunächst steht für Randall – und für Thiele-Eich , deren Vater schon Astronaut war – aber erst noch die Ausbildung an. Bereits im März geht es nach Bordeaux, wo die Kandidatinnen unter anderen Parabelflüge und Zentrifugentraining absolvieren. Dazu kommen dann noch Flugunterricht, Roboterkunde, Überlebenstraining – und Russisch lernen.

Noch fehlen fast 50 Millionen Euro

Welche der zwei Frauen letztlich zur ISS fliegen darf, wird sich erst nach der Ausbildung entscheiden – freilich nur, wenn die Initiative das nötige Geld auftreibt. Mit 50 Millionen Euro rechnet die Initiatorin Claudia Kessler, die diese Summe mithilfe von Sponsoren und Crowdfunding auftreiben will. „Es ist ein weiter Weg, und wir sind noch ganz am Anfang“, sagt die Managerin in Garching. So habe man aktuell erst 150 000 Euro eingesammelt. „Das ist Geld, das uns am Leben hält, und mit dem wir das Training finanzieren“, so Kessler.

Fehlen also noch schlappe 49,85 Millionen Euro – und doch gibt sich Suzanna Randall von dem Projekt überzeugt: „Ich will Deutschlands erste Astronautin werden“, sagt sie selbstbewusst, ehe es nach draußen zum Fotoshooting geht – im zweiten Versuch. An Bord der ISS wäre ihr das Klinken-Malheur übrigens nicht passiert. Denn da der Sauerstoff dort frei zirkulieren muss, gibt es in der Raumstation keine Türen.