Grundschule

Einmal Russland und zurück

Unterschneidheim / Lesedauer: 3 min

Eine junge Lehramtsreferendarin hat zwei Monate in Nischni Nowgorod unterrichtet
Veröffentlicht:20.01.2014, 19:10

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Sie ist die neue Lehramtsreferendarin an der Grundschule in Zipplingen beziehungsweise der Sechta-Ries-Schule Unterschneidheim: Patrizia Sandmaier aus Unterschneidheim. Vor ihrer neuen Aufgabe hat die junge Frau noch an ein echtes Abenteuer hinter sich gebracht. Sie unterrichtete im Rahmen eines Auslandspraktikums zwei Monate lang an einer Schule und an einer Universität in Nischni Nowgorod (früher Gorki), der fünftgrößten Stadt Russlands .

Viel diszplinierte Schüler

Während andere Kommilitonen sonnige Ziele für den im Studium vorgesehenen Auslandsaufenthalt wählten, zog es die 24-jährige Patrizia Sandmaier im September des vergangenen Jahres in den Osten Europas. Hier lernte sie schnell die Unterschiede zum deutschen Schulsystem kennen. „Die Schüler und Studenten sind viel disziplinierter als bei uns.“ Selbst wenn sie nur wenig jünger als die deutsche Gastlehrerin waren, wurde Patrizia Sandmaier immer mit größtem Respekt behandelt.

Die Unterkunft in Russland war dagegen vergleichsweise einfach. Ein Drei-Bett-Zimmer, das sich die Deutsche mit anderen Studentinnen teilen musste. „Das war anfangs schwierig“, erinnert sich die junge Frau. Bald hatte sie Freundinnen, die ihr nicht nur die Stadt zeigten, sondern auch das eigene Zuhause auf dem Land. „Das war ein großer Unterschied zur Stadt“, berichtet Patrizia Sandmaier. „Es gab gar keine richtige Verkehrsinfrastruktur. Vieles war heruntergekommen – da sah es so aus, wie in Deutschland nach dem Krieg.“

Dafür seien die Menschen umso herzlicher gewesen. Nur bei politischen Themen hielt man sich zurück. „Niemand sagt in Russland offen seine Meinung. Die Menschen passen dort sehr genau auf, was sie wem sagen“, berichtet die Unterschneidheimerin. Ihre russischen Freunde hätten sie eines Abends gefragt, wen sie eigentlich als Sieger des Zweiten Weltkrieges sehe. Eine Frage, die sie irritiert habe. „In Deutschland geht es weniger um Sieger und Verlierer, sondern darum, wer Schuld am Krieg hatte.“

Ein Erlebnis hat die junge Deutsche allerdings auch bestürzt. Bei einem Besuch in Moskau habe sie zwei 14-jährige Jungs gesehen, die für Homosexualität demonstriert hätten. „Dann kamen Polizisten und schlugen die Jungs nieder. Die Zwei wurden dann von einem Bus abgeholt und weggebracht. Das war wirklich schlimm“, berichtet Sandmaier von dem Zwischenfall.

300 Euro zum Leben

Unter den Beamten sei das Gehalt ein großes Thema gewesen. „Ein paar Lehrer haben mir erzählt, dass sie gerade einmal 300 Euro im Monat verdienen, obwohl die Lebensmittelpreise und Mieten genau so hoch sind wie in Deutschland.“ Viele russische Lehramtsstudenten fragten sich mittlerweile, wie sie damit noch ihr Leben finanzieren können.

Ob sie Russland nach diesem Aufenthalt noch einmal bereisen möchte? Die 24-Jährige zögert keine Sekunde: „Ich will auf jeden Fall noch einmal zurück. Ich habe nach wie vor Kontakt. Zwei meiner russischen Freundinnen kommen dieses Jahr an meine PH nach Weingarten“, freut sie sich. Dann will sich Patrizia Sandmaier als gute Gastgeberin beweisen und den beiden Frauen helfen, sich im neuen Land zurechtzu- finden.