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Müdigkeit

„Schtimmt dees“: Ist Mitgähnen ein Zeichen von Sympathie?

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Wir blicken auf Alltagsfragen und Mythen. Diesmal: „Schtimmt dees“..., dass Gähnen umso ansteckender ist, je mehr wir jemanden mögen?
Veröffentlicht:08.12.2022, 09:00

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Müdigkeit, Langeweile, Stress, Hunger: Die Auslöser, die uns zum Gähnen veranlassen, sind vielseitig. Gähnen kann jedoch vor allem eines sein: ansteckend! Kennen wir nicht alle die Situation, in der jemand in unserer Umgebung gähnt – und alle im selben Raum nacheinander ebenfalls zu gähnen anfangen? Mitgähnen sei ein Zeichen von Sympathie, hört man immer wieder. Doch…, „Schtimmt dees“?

Mitgähnen heißt: "Ich mag dich"

Tatsächlich fällt ansteckendes Gähnen in die Kategorie der Empathie-Parameter . Das haben Forscher aus Pisa herausgefunden: Ansteckendes Gähnen wird vorwiegend durch die emotionale Nähe zwischen Personen gesteuert. Für ihre Studie beobachteten sie 109 Erwachsene in verschiedenen Ländern. Sobald ein Proband gähnte, registrierten sie alle Gähnepisoden der Personen, die in akustischem oder optischem Kontakt standen. Anschließend erfragten sie die sozialen Bezüge.

Das Ergebnis: Ansteckendes Gähnen wird bis zu 5 Minuten nach dem Auslöser hervorgerufen, meistens jedoch ungefähr 3 Minuten danach. Noch interessanter jedoch: Die Wahrscheinlichkeit dieser Reaktion war am größten bei leiblichen Verwandten, dicht gefolgt von engen Freunden. Am geringsten fiel sie bei entfernten Bekannten und Freunden und bei Fremden aus. Finden wir jemanden sympathisch oder stehen wir in einem emotionalen Bezug zu jemanden, gähnen wir also mit.

Man stellte außerdem fest, dass Kinder erst anfangen mitzugähnen, wenn sie die Emotionen anderer wahrnehmen können. Dies ist etwa ab einem Alter von vier Jahren der Fall.

Wer sich gut in andere hineinversetzen kann, lässt sich besonders leicht anstecken

Eine Studie der Baylor University Psychologie , die im Fachmagazin " Journal Personality and Individual Differences " veröffentlicht wurde, resümierte: Je weniger Empathie bzw. Einfühlungsvermögen ein Mensch besitzt, desto weniger gähnt er mit. Deshalb ließen sich Menschen mit psychopathischen Eigenschaften weniger vom Gähnen anstecken als einfühlsame Personen. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch: Wer sich gut in andere hineinversetzen und seine Gefühle nachempfinden kann, lässt sich besonders leicht anstecken.

Für die grundsätzlich ansteckende Wirkung gibt es eine logische Erklärung: das sogenannte Resonanzphänomen . Ausgelöst wird dieses Phänomen von den sogenannten Spiegelneuronen. Sie sind gewissermaßen die Grundlage für Intuition und Empathie. Sobald wir bei Mitmenschen eine Emotion wahrnehmen, werden diese Zellen aktiviert. Sie ermöglichen es uns, die Gefühle anderer widerzuspiegeln. Deshalb lächeln, weinen – oder gähnen wir, wenn andere es tun.