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„Schtimmt dees?“: Ist kalt duschen wirklich gesund?

Panorama / Lesedauer: 4 min

Wir blicken auf Alltagsfragen und Mythen, bei denen man sich nie ganz sicher ist, was denn nun stimmt. Diesmal: „Schtimmt dees“..., dass sich eine kalte Dusche positiv auf Körper und Geist auswirkt?
Veröffentlicht:08.09.2022, 10:23

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So unangenehm sie auch ist: Die kalte Dusche scheint ein Trend geworden zu sein unter Menschen, die intensiven Sport treiben oder generell gerne ihren Körper, Geist und ihre Gesundheit optimieren möchten. Denn: Kälte soll allerlei Vorteile für unsere Gesundheit und Fitness mitbringen, heißt es immer wieder. Doch… „Schtimmt dees“?

Wohlbekannt ist diese Tradition im deutschsprachigen Raum schon lange: Die Hydrotherapie nach Kneipp arbeitet mit heißem und kaltem Wasser und ist seit dem 19. Jahrhundert ein Bestandteil der Naturheilkunde.

Doch: Was sagen moderne Studien zur Wirkungskraft von kaltem Wasser?

Weniger Krankmeldungen durch kalt duschen

Um herauszufinden, ob kalt duschen dauerhaft gut für die Gesundheit ist, wurde 2015 in den Niederlanden eine Studie durchgeführt: Über 3000 Teilnehmende sollten im Januar – und damit zur Erkältungsjahreszeit – jeden Tag kalt duschen (bei zehn bis zwölf Grad). Die andere Kontrollgruppe sollte dagegen warm duschen, d.h. bei wesentlich wärmeren 30 Grad oder mehr unter die Wasserhaube stehen.

Das Ergebnis? Die Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen, die regelmäßig kalte Duschen oder Wechselduschen durchführten, hatten am Ende 29 Prozent weniger krankheitsbedingte Fehltage.

Warum dies das Immunsystem stärkt, ist bisher nicht genau bekannt. Wissenschaftler vermuten, dass regelmäßige kalte Duschen die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöhen. Diese wiederum vernichten bekanntermaßen die Krankheitskeime im Körper.

Kalte Dusche als Abnehmhelfer

Ein weiterer Vorteil für all jene, die eventuell ein paar Pfündchen verlieren möchten: Kaltes Duschen erhöht die Fettverbrennung. Wer sich bewusst Kälte aussetzt, muss mehr Wärme produzieren. Diese Wärme kommt direkt aus dem Fett – genauer gesagt aus dem braunen Fettgewebe – und wird durch ein Protein namens UCP freigesetzt. UCP wiederum sorgt dafür, dass Energieträger wie Fettsäuren für die Wärmeproduktion genutzt werden.

Gut für die Durchblutung, unsere Haut - und unsere Stimmung

Kaltes Duschen ist außerdem gut für die Durchblutung. Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen und weiten sich nach dem kalten Nass wieder aus. Das heißt: Kaltes Wasser wirkt quasi wie ein Training auf die Blutgefäße.

Ein toller Nebeneffekt: Es verengt die Poren und strafft so die Haut. Das wiederum wirkt dem Verlust von Talg und Feuchtigkeit beim Duschen entgegen. Kalt duschen schont nämlich die Haut, denn der Säureschutzmantel wird nicht angegriffen.

Wissenschaftler der University of Virginia fanden zudem heraus, dass kaltes Wasser das Gehirn stimuliert – und folglich Depressionen vorbeugen kann. Eine kalte Dusche löst einen kleinen Adrenalinschub aus, der zu positiverer Stimmung führt. Noch dazu bewirkt kaltes Duschen, dass wir tiefer atmen, auch die erhöhte Durchblutung führt zu einem Mehrbedarf an Sauerstoff. Das wiederum vertreibt Müdigkeit und lindert die Symptome von Stress.

Darauf sollte man beim Kaltduschen achten

Doch Achtung: Bei all den Vorteilen, welche die kalte Dusche mit sich bringt, gibt es natürlich auch immer noch Ausnahmen von der Regel. Im Fall einer bereits aktiven Erkältung sollte auf die kalte Dusche verzichtet werden, da sie für den Körper und das Immunsystem eine zusätzliche Belastung darstellt.

Menschen mit Bluthochdruck, einer Krankheit, die durch einen Kälteschock ausgelöst wird, einem schwachen Herzen oder einer früheren Unterkühlung sollten kalte Duschen vermeiden. In jedem Falle empfiehlt es sich, zuerst mit seinem Arzt oder seiner Ärztin Rücksprache zu halten.

Wer unter keinen der genannten Einschränkungen leidet und gerne mit dem kalt Duschen starten möchte, sollte sich langsam herantasten: Die Wechseldusche, also das Abwechseln von kaltem und warmem Wasser, kann dabei helfen, sich an das kalte Wasser zu gewöhnen.

Fangen Sie zu Beginn damit an, sich wie gewohnt warm zu duschen. Am Ende drehen Sie den Hahn dann auf kalt. Übrigens: Eine Empfehlung aus der Kneipp-Therapie ist, immer an dem Punkt anzufangen, der am weitesten vom Herz entfernt ist – das ist Ihr rechter Fuß. Von da kann man sich bis zum Oberkörper vorarbeiten.