StartseiteKulturDie Königin singt

Gehörgang

Die Königin singt

Lindau / Lesedauer: 2 min

Suzanne Vega meldet sich mit neuem Album zurück
Veröffentlicht:13.01.2014, 22:50

Artikel teilen:

„My Name is Luka…“ – Es ist diese Zeile, die Suzanne Vega 1987 zum Star machte. Der Song, geschrieben aus der Sicht eines sexuell missbrauchten Kindes, wühlte sich in die Gehörgänge und die Hirne – ein Beispiel dafür, dass Popmusik durchaus gesellschaftliche Diskussionen anstoßen kann. Das dazugehörige Album hieß „Solitude Standing“ und enthielt mit „Tom’s Diner“ noch einen Beitrag, der hinterher die Hip-Hop-Szene zu unzähligen Remixen inspirierte und gleichzeitig der erste Song war, der als MP3 erschien. Einen vergleichbaren Chart-Erfolg hat Vega seitdem nicht mehr gelandet, auch wenn ihre Alben allesamt durchaus mutige musikalische Ansätze enthielten.

Jetzt, nach sieben Jahren Pause, meldet sie sich am 31. Januar mit ihrem insgesamt achten Studioalbum zurück. „Tales from the Realm of the Queen of Pentacles“ (Cooking Vinyl) heißt das Werk etwas sperrig. Geschichten aus dem Reich der Königin der Pentagramme lässt sich das übersetzen. Doch so esoterisch der Titel klingt, auf dem Album gibt sich Vega eher bodenständig: erdiges Gitarrenspiel, kraftvolle Bläsersätze, dazu auch mal dick aufgetragene Streicherpassagen. Dazwischen lässt Suzanne Vega immer wieder ihre Folk-Wurzeln aufscheinen. Erstmals bedient sie sich bei „Don’t uncork, what you can’t contain“ auch eines Samples

Über allem schwebt Vegas typische Stimme: ruhig, nüchtern, klar. Allerdings hat sie in den vergangenen Jahren deutlich an Weichheit und Elastizität gewonnen. Dies tut der Platte hörbar gut. Denn Vegas frühere Alben litten manchmal unter einer gewissen Gleichförmigkeit des Gesangs. Dies verhält sich bei der Pentagramm-Königin anders. Sicher auch ein Verdienst von Gerry Leonhard, der ansonsten musikalischer Chef bei David Bowie ist. Dazu hat sich Vega eine ganze Bande erfahrener Musiker ins Studio geholt, die unter anderem mit Bob Dylan, Peter Gabriel oder eben David Bowie gearbeitet haben.

Unter dem Strich ist „Tales from the Realm of the Queen of Pentacles“ ein dichtes, eingängiges Album, das mit „I never wear White“ oder mit „Horizon (There is a Road)“, einer Hommage an den ehemaligen tschechischen Präsidenten und Schriftseller Vaclav Havel, zwei außergewöhnliche Songs bietet.

Live: Am Dienstag, 11. Februar, tritt Suzanne Vega in der Freiheizhalle in München auf.