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Gefallene Engel

Panorama / Lesedauer: 2 min

Gefallene Engel
Veröffentlicht:15.01.2014, 20:50

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Der ADAC hat zweifellos Verdienste, etwa beim Thema Sicherheit im Straßenverkehr oder beim Pannenservice. Als einer der mächtigsten Lobbyverbände der Welt überschreitet der Automobilclub aber schon lange die Grenzen seines Mandats.

Knapp 19 Millionen Mitglieder zählt der Verein, doch wohl nur die wenigsten sind sich beim Beitritt im Klaren, dass sie sich damit nicht nur die Hilfe der Gelben Engel sichern, sondern auch ihre politische Stimme auf maßgeblichen Feldern an einen Großkonzern übertragen.

Ob Pkw-Maut, Tempolimit, Kfz-Steuer oder Promillegrenze; stets melden sich ADAC-Funktionäre zu Wort, greifen Politiker auf aggressive Weise an, gerne verbunden mit dem Hinweis, man vertrete die Position „der Deutschen“. Was Umfragen zu verschiedenen Themen aber längst widerlegen. Und zahllose Mitglieder sähen es gewiss lieber, wenn ihr Autoclub politische Neutralität und Vernunft walten ließe und sich auf Reparaturdienste beschränken würde.

Dies aber passt nicht zum Selbstverständnis einer Organisation, die Geschäfte mit Automobilkonzernen macht. Die sich ihrer engen Kontakte zu Industrie, Wirtschaft und Politik rühmt. Die intern offenbar nicht einmal ein Kontrollgremium besitzt, Kritiker sprechen von Verhältnissen wie bei einem Hasenzüchterverein. Die nun, vorausgesetzt die Recherchen der Süddeutschen Zeitung stimmen, das „Lieblingsauto der Deutschen“ kürt, obwohl die „Jury“ nur aus einer lächerlich kleinen Zahl an Lesern der Hauspostille besteht. Und die stets, welch Wunder, die Produkte deutscher Automobilkunst aufs Podest hievt.

Selbstbescheidung passt eben nicht zu einem milliardenschweren Konzern, der sich in erster Linie als eine Macht im politischen Zentrum versteht.

Wer angesichts dieser Gemengelage ein Unwohlsein verspürt, dem bleibt eine Wahl: Er könnte sich eine Alternative zu den Gelben Engeln suchen, die es zweifellos und auch zahlreich auf dem Markt gibt.

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